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AN 10.60
PTS: A v 108
Girimananda Sutta: An Girimananda
übersetzt aus dem Pali vom Ehrw.
Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
Samana Johann
Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden
Alternative Übersetzung: Piyadassi

Ich habe gehört, daß der Befreite zu einer Begebenheit nahe Savatthi, in Jetas Hain, Anathapindikas Kloster, verweilte. Zu dieser Begebenheit war der Ehrw. Girimananda erkrankt, in Schmerzen, ernsthaft krank. Da ging der Ehrw. Ananda zum Befreiten und, mit Ankunft, sich vor Ihm verneigt habend, setzte er sich an eine Seite. Als er dort saß, sagte er zum Befreiten: "Herr, der Ehrw. Girimananda ist erkrankt, in Schmerzen, ernsthaft krank. Es wäre gut, wenn der Befreite den Ehrw. Girimananda, aus Mitgefühl für ihn, besuchen würde."

"Ananda, wenn Ihr zum Bhikkhu Girimananda geht und ihm zehn Vorstellungen mitteilt, ist es möglich, daß, wenn er die zehn Vorstellungen hört, sich seine Erkrankung beruhigt. Welche zehn? Die Vorstellung (Erinnerung) von Unbeständigkeit, die Vorstellung von Nicht-Selbst, die Vorstellung des Unschönen, die Vorstellung der Nachteile, die Vorstellung des Ablegens, die Vorstellung von Nichtbegehren, die Vorstellung von Beendigung, die Vorstellung der Widerlichkeit gegenüber jeder Welt, die Vorstellung des Unerwünschtseins aller Gestaltungen, Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmen.

[1] "Und was ist die Vorstellung von Unbeständigkeit? Da ist der Fall, daß ein Bhikkhu, in die Wildnis gegangen seiend, an den Fuß eines Baumes, oder in ein leeres Gebäude, so wiederbesinnt: 'Form (Gegenstand) ist unbeständig, Gefühl (Empfindung) ist unbeständig, Vorstellung (Erinnerung) ist unbeständig, Gestaltungen sind unbeständig, Bewußtsein ist unbeständig.' In dieser Weise verbleibt er gesammelt auf Unbeständigkeit, im Bezug auf die fünf Festhalteansammlungen. Dieses, Ananda, wird die Vorstellung von Unbeständig genannt.

[2] "Und was ist die Vorstellung von Nicht-Selbst? Da ist der Fall, daß ein Bhikkhu, in die Wildnis gegangen seiend, an den Fuß eines Baumes, oder in ein leeres Gebäude, so wiederbesinnt: 'Das Auge ist Nicht-Selbst, Formen sind Nicht-Selbst; das Ohr ist Nicht-Selbst, Klänge sind Nicht-Selbst; die Nase ist Nicht-Selbst, Gerüche sind Nicht-Selbst; die Zunge ist Nicht-Selbst, Geschmäcker sind Nicht-Selbst; der Körper ist Nicht-Selbst, Berührungsempfingen sind Nicht-Selbst; der Verstand ist Nicht-Selbst, Gedanken sind Nicht-Selbst.' In dieser Weise verbleibt er gesammelt auf Nicht-Selbstheit im Bezug auf die sechs inneren und äußeren Sinnesträger. Dieses wird die Vorstellung von Nicht-Selbst genannt.

[3] "Und was ist die Vorstellung des Unschönen? Da ist der Fall, daß ein Bhikkhu eben diesen Körper bedenkt, vom Scheitel des Kopfes abwärts, umgeben von Haut, gefüllt mit allen Arten von unreinen Dingen: 'Da ist in diesem Körper: Haare des Kopfes, Haare des Körpers, Nägel, Zähne, Haut, Muskeln, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Milz, Herz, Leber, Brustfell, Nieren, Lungen, Dickdarm, Dünndarm, Kehle, Fäkalien, Galle, Schleim, Lymphe, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Öl, Speichel, Eiter, Gelenköl, Urin.' In dieser Weise verbleibt er gesammelt auf das Unschöne im Bezug auf eben diesen Körper. Dieses wird die Vorstellung des Unschönen genannt.

[4] "Und wad ist die Vorstellung der Nachteile? Da ist der Fall, daß ein Bhikkhu, in die Wildnis gegangen seiend, an den Fuß eines Baumes, oder in ein leeres Gebäude, so wiederbesinnt: 'Dieser Körper hat viele Schmerzen, viele Nachteile. In diesem Körper kommen viele Arten von Krankheiten auf, so wie: Sehkrankheiten, Gehörkrankheiten, Nasenkrankheiten, Zungenkrankheiten, Körperkrankheiten, Kopfkrankheiten, Ohrenkrankheiten, Mundkrankheiten, Zahnkrankheiten, Husten, Asthma, Katarr, Fieber, Altern, Magenschmerzen, Ohnmächtigkeit, Ruhr, Grippe, Cholera, Lepra, Furunkel, Flechte, Tuberkulose, Epilepsie, Hautkrankheiten, Juckreiz, Schorf, Schuppenflechte, Krätze, Gelbsucht, Zuckerkrankheit, Hämorriden, Fistel, Eitergeschwöre, Krankheiten vom Hochkommen der Galle, von Schleim, der Windbeschaffenheit, aus dem Zusammenkommen von körperlichen Launen, von Veränderungen des Wetters, von ungleichmäßiger Körperpflege, von Anfällen, von den Resultaten von Kamma; Kälte, Hitze, Hunger, Durst, Darmentleeren, Urinieren.' In dieser Weise verbleibt er gesammelt auf Nachteile im Bezug auf diesen Körper. Dieses wird die Vorstellung der Nachteile genannt.

[5] "Und was ist die Vorstellung des Ablegens? Da ist der Fall, daß ein Bhikkhu einen aufkommenden Gedanken der Sinnlichkeit nicht zustimmt. Er legt ihn ab, zerstört ihn, hebelt ihn aus und wischt ihn aus seinem Bestehen. Er stimmt einem aufkommenden Gedanken des Übelwollens nicht zu. Er legt ihn ab, zerstört ihn, hebelt ihn aus und wischt ihn aus seinem Bestehen. Er stimmt einem aufkommenden Gedanken des Verletzens nicht zu. Er legt ihn ab, zerstört ihn, hebelt ihn aus und wischt ihn aus seinem Bestehen. Er stimmt dem Aufkommen von bösen, ungeschickten geistigen Qualitäten nicht zu. Er legt sie ab, zerstört sie, hebelt sie aus und wischt sie aus ihrem Bestehen. Dieses wird die Vorstellung des Ablegens genannt.

[6] "Und was ist die Vorstellung von Nichtbegehren? Da ist der Fall, daß ein Bhikkhu, in die Wildnis gegangen seiend, an den Fuß eines Baumes, oder in ein leeres Gebäude, so wiederbesinnt: 'Dieses ist Friede, dieses ist erlesen, das Stillen aller Gestaltungen, der Verzicht auf alle Aneigungen, das Enden von Verlangen, Nichtbegehren, Ungebundenheit.' Dieses wird die Vorstellung von Nichtbegehren genannt.

[7] "Und was ist die Vorstellung von Beendigung? Da ist der Fall, daß ein Bhikkhu, in die Wildnis gegangen seiend, an den Fuß eines Baumes, oder in ein leeres Gebäude, so wiederbesinnt: 'Dieses ist Friede, dieses ist erlesen, das Stillen aller Gestaltungen, der Verzicht auf alle Aneigungen, das Enden von Verlangen, Beendigung, Ungebundenheit.' Dieses wird die Vorstellung von Beendigung genannt.

[8] "Und was ist die Vorstellung der Widerlichkeit gegenüber jeder Welt? Da ist der Fall, daß ein Bhikkhu jegliche Anhaftung, jedes Festhalten, Fixiertheiten des Wesens, Voreingenommenheiten, oder Besessenheiten, im Bezug auf irgend eine Welt, ablegt, bleibt davon fern und bringt sich nicht ein. Dieses wird die Vorstellung der Widerlichkeit gegenüber jeder Welt genannt.

[9] "Und was ist die Vorstellung des Unerwünschtseins aller Gestaltungen? Da ist der Fall, daß sich ein Bhikkhu erschaudert, erschüttert und angewidert gegenüber allen Gestaltungen fühlt.

[10] "Und was ist Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmen? Da ist der Fall, daß ein Bhikkhu, in die Wildnis gegangen seiend, an den Fuß eines Baumes, oder in ein leeres Gebäude, sich niedersetzt, seine Beine kreuzend, und seine Achtsamkeit nach Vorne setzt. Stets achtsam, atmet er ein, achtsam atmet er aus.

"[i] Lange einatmend bedenkt er: 'Ich atme lange ein', oder lange ausatmend, bedenkt er: 'Ich atme lange aus.' [ii] Kurz einatmend bedenkt er: 'Ich atme kurz ein', oder kurz ausatmend, bedenkt er: 'Ich atme kurz aus.' [iii] Er übt sich: 'Ich werde empfindsam gegenüber dem gesamten Körper einatmen.' Er übt sich: 'Ich werde empfindsam gegenüber dem gesamten Körper ausatmen. [iv] Er übt sich: 'Ich werde, die körperlichen Gestaltungen stillend, einatmen.' Er übt sich: 'Ich werde, die körperlichen Gestaltungen stillend, ausatmen.'

"[v] Er übt sich, empfindsam gegenüber Verzücken, einzuatmen und, empfindsam gegenüber Verzücken, auszuatmen. [vi] Er übt sich, empfindsam gegenüber Wohl, einzuatmen und, empfindsam gegenüber Wohl, auszuatmen. [vii] Er übt sich, empfindsam gegenüber geistige Abläufe, einzuatmen und, empfindsam gegenüber geistige Abläufe, auszuatmen. [viii] Er übt sich, geistige Abläufe stillend, einzuatmen und, geistige Abläufe stillend, auszuatmen.

"[ix] Er übt sich, empfindsam gegenüber dem Geist, einzuatmen und, empfindsam gegenüber dem Geist, auszuatmen. [x] Er übt sich, den Geist befriedigend, einzuatmen und den Geist befriedigend, auszuatmen. [xi] Er übt sich, den Geist festigend, einzuatmen und, den Geist festigend, auszuatmen. [xii] Er übt sich, den Geist befreiend/entlassend, einzuatmen und, den Geist befreiend, auszuatmen.

"[xiii] Er übt sich, im Sammeln auf Unbeständigkeit, einzuatmen und, im Sammeln auf Unbeständigkeit, auszuatmen. [xiv] Er übt sich, im Sammeln auf Nichtbegehren[1], einzuatmen und, im Sammeln auf Nichtbegehren, auszuatmen. [xv] Er übt sich, im Sammeln auf Beendigung, einzuatmen und, im Sammeln auf Beendigung, auszuatmen. [xvi] Er übt sich, im Sammeln auf Verzicht, einzuatmen und, im Sammeln auf Verzicht, auszuatmen.

"Dieses, Ananda, wird Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmen genannt.

"Nun, Ananda, wenn Ihr zu dem Bhikkhu Girimananda geht und ihm diese zehn Vorstellungen mitteilt, ist es möglich, daß wenn er die zehn Vorstellungen hört, sich seine Erkrankung beruhigt. "

Dann ging der Ehrw. Ananda, diese zehn Vorstellungen in der Gegenwart des Befreiten gelernt habend, zum Ehrw. Girimananda, und teile ihm diese mit. Als der Ehrw. Girimananda diese zehn Vorstellungen hörte, hatte sich seine Krankheit beruhigt. Und der Ehrw. Girimananda erholte sich von seiner Krankheit. Dieses war, wie des Ehrw. Girimanandas Krankheit abgelegt wurde.

Anmerkungen

1.
Lit., Schwinden.
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