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J 174
{Sutta: J ii 071|J 174|J 174} {Vaṇṇanā: atta. J 174|atta. J 174}
Die Erzählung von dem verräterischen Affen
174
Dubhiya-Makkata-Jataka (Dubbhiyamakkaṭajātakaṃ)
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Wir gaben dir, o Affe, soviel Wasser

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Vejuvana verweilte, mit Beziehung auf Devadatta. Eines Tages nämlich, als die Mönche in der Lehrhalle saßen, erzählten sie von der Undankbarkeit und der verräterischen Gesinnung des Devadatta. Da sprach der Meister: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, ist Devadatta undankbar und verräterisch, sondern auch früher schon war er ebenso.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in einer Brahmanenfamilie in einem Dorfe des Reiches Kasi seine Wiedergeburt. Nachdem er herangewachsen war, begründete er einen Hausstand.

Zu dieser Zeit war im Reiche Kasi an der großen Heerstraße ein tiefer Brunnen, in den man nicht hinabsteigen konnte. Für die Tiere schöpften die Leute, die des Weges kamen, um sich damit ein Verdienst zu erwerben, Wasser mit einem Kruge, der an einem langen Seile befestigt war, füllten es in einen Trog und gaben es den Tieren zu trinken. Auf allen Seiten war der Ort von Wald umgeben, in dem sich viele Affen aufhielten.

Nun hörte einmal auf dieser Straße für zwei oder drei Tage der Menschenverkehr auf. Die Tiere bekamen kein Wasser. Ein Affe, der von Durst gequält war, blieb in der Nähe des Brunnens, nach Wasser suchend. Da kam der Bodhisattva aus irgendeinem Anlasse dieses Weges gegangen. Als er dorthin kam, schöpfte er Wasser, trank und wusch sich Hände und Füße. Als er so dastand, sah er den Affen. Er merkte, dass jener durstig war; deshalb holte er Wasser herauf, füllte damit den Trog und ließ ihn trinken. Danach legte er sich, um auszuruhen [1], am Fuße eines Baumes nieder.

Nachdem der Affe das Wasser getrunken, setzte er sich unweit nieder und erschreckte den Bodhisattva, indem er eine Affenfratze schnitt. Als der Bodhisattva sein Gebaren bemerkte, sagte er: „He, du böser Affe, ich gab dir viel Wasser, als du vom Durst gequält warst, und jetzt schneidest du mir eine Affenfratze. Ja, zwecklos ist die Hilfe, die man einem Bösen gewährt.“ Und nach diesen Worten sprach er folgende erste Strophe:

[§1] „Wir gaben dir, o Affe, so viel Wasser, als du verbrannt von Hitze, durstgequält. Nachdem du jetzt getrunken, spottest du [2]; mit Bösen nicht sich einlassen, ist besser.“

Als der verräterische Affe dies hörte, erwiderte er: „Du meinst, damit sei die Sache erledigt. Jetzt werde ich meinen Kot auf deinen Kopf fallen lassen und mich dann fortmachen.“ Und er sprach folgende zweite Strophe:

[§2] „Hast du gehört, hast du gesehen je einen tugendhaften Affen? Jetzt werd' ich dich mit Kot besudeln; von solcher Art ist unsre Tugend.“

Da der Bodhisattva dies hörte, stand er auf und begann fortzugehen. In diesem Augenblicke sprang der Affe auf, setzte sich auf einen Zweig und ließ, wie wenn er eine Girlande herablassen wollte, seinen Kot auf das Haupt von jenem fallen. Dann stieß er ein Geschrei aus und verschwand im Walde. Der Bodhisattva aber wusch sich und ging dann seines Weges weiter.

[§C]

Nachdem der Meister mit den Worten: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, sondern auch früher schon erkannte Devadatta die Wohltat nicht an, die ich ihm erwiesen“, diese Unterweisung beschlossen hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war der Affe Devadatta, der Brahmane aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem verräterischen Affen

Anmerkungen:

1.
Rouse übersetzt merkwürdigerweise „to see what creature would do“.
2.
Wörtlich: „Du gibst den Laut „kiki“ von dir.“
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