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J 129
{Sutta: J i 462|J 129|J 129} {Vaṇṇanā: atta. J 129|atta. J 129}
Die Erzählung von dem Feueranbeter
129
Aggika-Jataka (Aggikabhāradvājajātakaṃ) [0a]
übersetzt aus dem Pali ins Deutsche:
Julius Dutoit

Nicht steht der Schopf der Tugend wegen

[§A]

Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, ebenfalls mit Beziehung auf einen Heuchler.

[§B]

Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, war der Bodhisattva ein Rattenkönig und wohnte im Walde. Als nun einmal ein Waldbrand ausbrach, konnte ein Schakal diesem nicht entrinnen und blieb stehen, den Kopf an einen Baum gelehnt. An seinem ganzen Körper verbrannten die Haare. Auf seinem Kopfe aber blieben da, wo er ihn an den Baum angelehnt hatte, einige wenige Haare stehen, gleich einem Schopf.

Als er nun eines Tages in einem Felsenteiche Wasser trank, sah er sein Bild und gewahrte den Haarbüschel. Da dachte er: „Jetzt habe ich einen wertvollen Besitz erhalten [1].“ Im Walde verweilend, sah er die Rattenhöhle; und indem er dachte: „Ich werde diese Ratten betrügen und auffressen“, stellte er sich in der oben geschilderten Weise hin. Der Bodhisattva sah ihn, als er Futter suchte; er dachte, er sei tugendhaft, ging zu ihm hin und fragte: „Wie ist dein Name?“ „Ich heiße der Feueranbeter Bharadvaja [1a] [2].“ „Warum bist du gekommen?“ „Um euch zu bewachen.“ „Was willst du tun, um uns zu bewachen?“ „Ich kenne des Zählen mit den Fingern. Wenn ihr am Morgen weggeht, um euch Futter zu suchen, werde ich so und so viel zählen; und wenn ihr zurückkehrt, werde ich auch zählen. So werde ich euch bewachen, indem ich euch morgens und abends zähle.“ Der Bodhisattva erwiderte: „Bewache uns also, Onkel [3].“

Jener stimmte zu mit dem Worte: „Gut.“ — Als sie weggingen, zählte er: „Eins, zwei, drei“; und als sie zurückkehrten, zählte er ebenso, packte aber die allerhinterste und fraß sie auf.

[§D]

Das übrige gleicht dem obigen.

Hier aber drehte sich der Rattenkönig um und sagte: „He, du Feueranbeter Bharadvaja, dieser Schopf auf deinem Haupte steht nicht um der Frömmigkeit willen, sondern um deines Bauches willen.“ Und darauf sprach er folgende Strophe:

[§1] „Nicht steht der Schopf der Tugend wegen, der Fressgier wegen steht er da. Nicht gibt es ferner Fingerzählen; mit dir soll's aus sein, Aggika [4].“
[§C]

Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beendigt hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Auch damals war der Schakal dieser Mönch, der Rattenkönig aber war ich.“

Ende der Erzählung von Aggika [0a]

Anmerkungen:

0a.
Bei Dutoit heißt das Jātaka „Die Erzählung von dem Feueranbeter“. Ich ziehe es jedoch vor, den Eigennamen „Aggika-Bharadvaja“, in der Strophe und im Jātaka-Titel verkürzt auf „Aggika“, den die Hauptperson in diesem Jātaka führt, im Titel unübersetzt zu lassen.
1.
Ein mitten auf dem Kopfe einzeln stehender Haarschopf ist ein Abzeichen des buddhistischen Mönchs. Der Schakal pocht also auf sein asketisches Aussehen.
1a.
Auf Pali: „Aggika-Bharadvaja“.
2.
Er legt sich den berühmten Namen der Bharadvajas bei, eines Geschlechts vedischer Weisen, von denen das sechste Buch des Rgveda herrühren soll.
3.
Vgl. zu dieser Benennung Jātaka 38.
4.
= „Feueranbeter“.
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