Von diesen tausend Heiligen umgeben dachte er: „Ich will das dem Könige Bimbisara gegebene Versprechen einlösen [217]“, und begab sich in den Latthivana-Park, der in der Nähe der Stadt Rajagaha liegt. Als der König von dem Parkwächter hörte, der Meister sei gekommen, suchte er, von zwölf Nahutas [218] Brahmanen und Hausvätern umgeben, den Meister auf und beugte sein Haupt zu dessen Füßen, die auf ihren Sohlen mit dem Rade verziert waren [219] und ein Meer von Glanz verbreiteten gleich einem Baldachin aus goldenen Stoffen. Hierauf setzte er sich mit seinem Gefolge ihm zur Seite.
Da kam den Brahmanen und Hausvätern folgender Gedanke: „Wie, betätigt der große Asket bei Uruvela-Kassapa den heiligen Wandel oder Uruvela-Kassapa bei dem großen Asketen?“ Der Erhabene, welcher den Gedanken erkannte, der in ihrem Herzen aufgestiegen war, redete darauf den Thera mit folgender Strophe an [220]:
Auch der Thera erkannte die Absicht des Erhabenen und erwiderte:
Nachdem er diese Strophe gesprochen, legte er, um zu zeigen, dass er selbst der Schüler sei, sein Haupt auf die Füße des Vollendeten und sagte: „Mein Meister ist, Herr, der Erhabene; der Schüler bin ich.“ Darauf sprang er eine Palme hoch, zwei Palmen hoch, drei Palmen hoch bis zur Höhe von sieben Palmen siebenmal in die Luft empor; als er wieder herabgekommen war, bezeigte er dem Vollendeten seine Verehrung und setzte sich ihm zur Seite. Als die Menge dies Wunder sah, sagte sie: „Ach, von großer Macht sind die Buddhas! Obwohl Uruvela-Kassapa zu solchem Vertrauen auf seine Stärke gelangt war und sich selbst für heilig hielt, hat er jetzt das Netz seines Irrglaubens zerrissen und ist von dem Vollendeten gebändigt worden.“ So redete sie nur von dem Vorzuge des Meisters. Der Meister aber versetzte: „Nicht nur jetzt bändigte ich den Uruvela-Kassapa, sondern auch schon ehedem wurde er von mir gebändigt.“ Hierauf erzählte er zur Erreichung dieses Zweckes das große Jataka von Narada und Kassapa [222] und verkündete dann die vier Wahrheiten [sacca]. Der König von Magadha gelangte dadurch mit elf Nahutas Bewohnern zur Frucht der Bekehrung; ein Nahuta nahm die Laienbruderschaft an [223]. Der König äußerte, während er noch neben dem Meister saß, fünf Wünsche, nahm zu ihm seine Zuflucht und lud ihn für den morgigen Tag ein; dann erhob er sich von seinem Sitze, umwandelte den Erhabenen von rechts und entfernte sich.
Am nächsten Tage bekamen alle Bewohner von Rajagaha, die, welche den Erhabenen schon gesehen und die ihn noch nicht gesehen hatten, achtzehn Kotis an Zahl [224], Lust, den Vollendeten zu sehen, und gingen daher schon am Morgen von Rajagaha nach Latthivana. Der drei Gavutas lange Weg reichte nicht aus; der ganze Latthivana-Wald war vollständig voll wie ein Gefäß. Als die Menge die zu höchster Schönheit gelangte Persönlichkeit des mit den zehn Kräften Ausgestatteten sah, konnte sie sich nicht daran ersättigen. — „Vannabhu“ [225] heißt dies; denn an solchen Orten sind alle Hauptkennzeichen und Nebenkennzeichen des Vollendeten und auch die Herrlichkeit seines Körpers zu preisen. — Da aber so von der den herrlichen Körper des mit den zehn Kräften Ausgestatteten anschauenden Menge der Park sowohl wie die Straße vollständig angefüllt waren, hatte auch kein einziger Mönch die Möglichkeit hinauszukommen.
An diesem Tage nun kam der Gedanke: „Der Erhabene könnte ohne Speise bleiben; das soll nicht sein“, und der Sitz, auf dem Gott Sakka saß, wurde heiß. Als der Gott darüber nachdachte, erkannte er die Ursache. Er nahm die Gestalt eines Brahmanenjünglings an, und indem er Loblieder sang, die mit Buddha, der Lehre und der Gemeinde zusammenhingen, stieg er vor dem mit den zehn Kräften Ausgestatteten herab und machte durch seine göttliche Macht Platz.
Indem er mit diesen Strophen den Ruhm des Meisters verkündete, ging er vor ihm her. Als die Menge den Schönheitsglanz des Brahmanenjünglings sah, dachte sie: „Überaus schön ist dieser Jüngling; wir haben ihn aber noch nicht vorher gesehen.“ Und sie fragte: „Woher ist dieser Brahmanenjüngling? Oder wem gehört dieser?“ Als dies der Jüngling hörte, sprach er folgende Strophe:
Der Meister benützte den Weg, den Gott Sakka frei gemacht hatte, und zog von tausend Mönchen umgeben in Rajagaha ein. Der König gab der Mönchsgemeinde, die den Buddha zu ihrem Haupte hatte, ein großes Almosen und sprach dann: „Ich, o Herr, werde nicht mehr ohne die drei Edelsteine [230] leben können. Zur Zeit oder auch zur Unzeit werde ich zu dem Erhabenen kommen. Der Latthivana-Park aber ist allzu weit; dieser unser Veluvana-Park jedoch ist nicht sehr weit. Diesen möge als die eines Buddha würdige Wohnung mit der Möglichkeit des Gehens und Kommens ausgestattet der Erhabene von mir entgegennehmen.“ Indem er mit einem goldenen Kruge edelsteinfarbiges Wasser nahm, das mit Blumenduft parfümiert war, ließ er, um den Veluvana-Park herzuschenken, das Wasser auf die Hand des mit den zehn Kräften Ausgestatteten fallen [231].
Bei dieser Entgegennahme des Parkes erzitterte die große Erde, um anzudeuten: „Hier sind die Wurzeln des Buddha-Ordens eingesenkt.“ — Außer dem Veluvana gibt es in Indien keine andere in Besitz genommene Wohnstätte, welche die Erde erzittern machte. Auch auf der Insel Ceylon gibt es außer dem Mahavihara [231a] keine andere in Besitz genommene Wohnstätte, welche die Erde erzittern machte. — Als aber der Meister den Veluvana-Park entgegengenommen hatte, verrichtete er dem König seine Danksagung; dann erhob er sich von seinem Sitze und ging von der Möncheschar umgeben nach dem Veluvana.