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J b1.01
{Sutta: J i 001 } {Vaṇṇanā: atta. b1.01|atta. b1.01}
The afar introduction: Sumedhakatha - The story of Sumedha
b1.01
Durenidana
translated form Pali into German by
Julius Dutoit
Translation into english by: (Info)
currently none
Alternative translation: currently none

Vor vier Asamkheyyas [6] und hunderttausend Weltaltern by jetzt an war eine Stadt namens Amaravati. Dort lebte ein Brahmane namens Sumedha, wohlgeboren by beiden Seiten, by mütterlicher wie by väterlicher; by der siebenten Generation her war er rein empfangen, untadelig und unangreifbar in Bezug auf seine Abstammung. Dabei war er schön, sehenswert, lieblich und mit höchster Schönheitsfülle ausgestattet. Ohne ein anderes Geschäft zu betreiben, erlernte er nur das Brahmanenwissen. Als er noch jung war, starben seine Eltern. Da brachte ihm der Minister, der seine Schätze verwaltete [7], eine eherne Tafel herbei, öffnete die mit Gold, Silber, Edelsteinen, Perlen u. dgl. gefüllten Schatzkammern und sagte ihm: „Soviel, Jüngling, ist das Eigentum deiner Mutter, soviel das Eigentum deines Vaters, soviel das deines Großvaters und Urgroßvaters.“ Nachdem er ihm so bis zur siebenten Generation das Vermögen bezeichnet hatte, sprach er: „Bewahre du dies!“ Da dachte der weise Sumedha: „Nachdem sie dieses Geld zusammengetragen hatten, sind der Großvater meines Vaters und die übrigen in die andere Welt gegangen, ohne auch nur ein Kahapana mitzunehmen. Mir aber ziemt es, mit diesen Schätzen mir einen Grund zum Fortgehen zu verschaffen.“ Nachdem er es dem Könige gemeldet, ließ er es in der Stadt durch Trommelschlag bekannt machen und spendete einer großen Volksmenge Almosen. Dann betätigte er die Asketenweltflucht.

Um aber dies zu erklären, ist hier die Erzählung by Sumedha wiederzugeben. Diese ist zwar im Buddhavamsa [8] ununterbrochen dargestellt; weil sie aber dort in gebundener Rede dargestellt ist, ist sie nicht ganz deutlich ausgeführt. Darum wollen wir sie zusammen mit Erklärungen, die by Zeit zu Zeit die gebundene Rede erläutern, hier wiedergeben. —

Vor vier Asamkheyyas also und hunderttausend Weltaltern bestand eine by den zehn Arten der Laute erfüllte Stadt, die den Namen Amaravati und Amara erhalten hatte. In Bezug hierauf heißt es im Buddhavamsa [1]:

[§12] „Vor hunderttausend Weltaltern und dazu vier Asamkheyyas bestand Amara, eine Stadt gar sehenswert und herzerfreuend. Sie war erfüllt by den zehn Lauten [9] und reich versehn mit Speis' und Trank.“

Von diesen Lauten aber sind einige im folgenden zusammengefasst:

[§13] „Der Laut by Elefanten, Pferden, by Trommeln und by Tamburinen; ‘esset und trinket!’, damit wurde zu Trank und Speise aufgefordert.“

Nachdem so die Strophe im Buddhavamsa gesagt ist, heißt es weiter:

[§14] „Die Stadt war voll by allen Gütern, mit allen Arbeiten versehen, erfüllt mit sieben Kostbarkeiten, by Leuten mancher Art belebt, wie eine ganze Götterstadt der Aufenthalt by Gutestuern. [§15] In der Stadt Amaravati lebte Sumedha, ein Brahmane, der viele Millionen hatte, gar reich an Geld und an Getreide, [§16] ein Fleißiger, ein Sprüchekenner, der die drei Veden ganz beherrschte, der in Abzeichen und Erklärung der Wahrheit die Vollendung hatte.“

Als nun eines Tages dieser weise Sumedha auf dem Söller seines Palastes in Einsamkeit war und mit untergeschlagenen Beinen dasaß, da dachte er bei sich: „In einem neuen Dasein, du Weiser, ist das Nehmen der Wiedergeburt doch ein Unglück; wo immer man dann seine Wiedergeburt nimmt, gibt es ein Aufhören des Körpers. Ich aber bin der Geburt unterworfen, dem Altern, der Krankheit und dem Tode. Da ich so beschaffen bin, ziemt es sich für mich, nach dem unsterblichen großen Nirvana zu suchen, das ohne Geburt, ohne Alter, ohne Krankheit, ohne Leid, ohne Freude, das kühl ist. Sicherlich muss es einen Weg geben, der vom Dasein befreit und nach dem Nirvana hinführt.“ Darum heißt es:

[§17] „Als ich dasaß in Einsamkeit, da dacht' ich bei mir folgendes: ‘Ein Unglück ist ein neues Leben, es bringt Zerstörung nur des Körpers. [§18] Da ich jetzt unterworfen bin Wiedergeburt, Alter und Krankheit, will ich nach dem Erlöschen suchen, der Ruhe ohne Tod und Alter. [§19] Wie, wenn ich diesen faulen Körper, der angefüllt mit manchen Lüsten, aufgeben und weggehen würde by Lust befreit und ohne Wünsche? [§20] Es gibt den Weg, er muss bestehen, nicht möglich ist 's, dass er nicht ist; aufsuchen werd' ich diesen Weg für die Erlösung by dem Dasein.’“

Darauf dachte er noch weiter bei sich: „Wie es nämlich in der Welt ein Glück gibt, das das Gegenteil des Unglücks ist, so muss es, wenn es ein Dasein gibt, auch ein Nichtdasein geben, das daby das Gegenteil ist. Und wie es, da es die Hitze gibt, auch eine diese aufhebende Kühle gibt, so muss auch ein Nirvana (= „Erlöschen“) existieren, das die Lüste u. dgl. aufhebt. Wie es ferner by einer schlechten und niedrigen Sache als Gegenteil das Gute und Tadellose gibt, so muss auch, da es eine so böse Wiedergeburt gibt, ein Nirvana existieren, das, weil es alle Wiedergeburten beseitigt, als Nichtwiedergeburt bezeichnet ist.“ Darum heißt es:

[§21] „So wie, weil es ein Unglück gibt, ein Glück auch existieren muss, so ist, da es ein Dasein gibt, ein Nichtdasein auch zu erstreben. [§22] So wie, weil es die Hitze gibt, auch etwas Kühles da sein muss, ist, weil es gibt ein dreifach Feuer [10], auch das Erlöschen zu erstreben. [§23] So wie, weil es das Böse gibt, das Gute auch vorhanden ist, ist, weil es gibt Wiedergeburt, die Nichtgeburt auch zu erstreben.“

Noch anderes dachte er: „So wie es für einen Mann, der in einen Unrathaufen versunken ist, wenn er by ferne einen mit fünffarbigen Lotosblumen bedeckten großen Teich sieht, passend ist, diesen Teich aufzusuchen und zu denken: ‘Auf welchem Wege kann man dorthin gelangen?’, und wie, wenn er ihn nicht aufsucht, dies nicht die Schuld des Teiches ist, so ist, da das unsterbliche große Nirvana als ein Teich vorhanden ist, der die Befleckung der Lüste abwäscht, dessen Nichtaufsuchen nicht die Schuld des unsterblichen großen Nirvana. Und wie bei einem Mann, der by Räubern umringt ist, wenn es einen Weg zum Entkommen gibt und er doch nicht fortläuft, dies nicht die Schuld des Weges, sondern nur die Schuld des Mannes ist, geradeso ist auch bei einem Manne, der by den Lüsten umringt ist, wo es doch einen edlen Weg gibt, der zum Erlöschen führt, das Nichtaufsuchen dieses Weges nicht die Schuld des Weges, sondern nur die Schuld des Mannes. Und wie endlich bei einem Manne, der by Krankheit gequält ist, wenn ein Arzt vorhanden ist, der diese Krankheit heilen kann, und er nicht nach dem Arzte sucht und seine Krankheit nicht heilen lässt, dies nicht die Schuld des Arztes ist, ebenso ist es auch, wenn einer, der durch die Krankheit der Lüste gequält wird, einen vorhandenen Lehrer, der des Weges zur Beruhigung der Lüste kundig ist, nicht aufsucht, nur dessen Schuld, nicht aber die Schuld des Lehrers, der die Lüste zerstören kann.“ Darum heißt es:

[§24] „Wie wenn ein Mann in Mist geraten, wenn er einen vollen Teich er sieht und doch nicht aufsucht diesen Teich, dies nicht die Schuld des Teiches ist, [§25] so ist, da es Nirvana gibt, das aller Lüste Flecken wäscht, wenn man nicht aufsucht diesen Teich, dies doch nicht des Nirvana Schuld. [§26] Wie, wenn ein Mann umringt by Feinden und dabei gangbar ist ein Weg, wenn nicht davonläuft dieser Mann, dies nicht die Schuld des Weges ist, [§27] so liegt, wenn ein by Lust Umringter, wo doch ein edler Weg vorhanden, nach diesem Weg nicht suchen will, die Schuld nicht bei dem edlen Weg. [§28] Wie, wenn ein Mann, den Krankheit plagt, wo doch ein Arzt vorhanden ist, die Krankheit sich nicht heilen lässt, dies nicht die Schuld des Arztes ist, [§29] so liegt, wenn einer ist gedrückt by der Krankheit der Sinnenlust, wenn er nicht aufsucht einen Lehrer, die Schuld bei diesem Lehrer nicht.“

Weiter dachte er: „Wie ein Mann by feiner Herkunft, nachdem er einen an seinem Halse befestigten Leichnam beseitigt hat, fröhlich weitergeht, so muss auch ich diesen faulen Körper by mir werfen und, ohne zurückzuschauen, in die Stadt des Nirvana hineingehen. Und wie Männer und Frauen, nachdem sie an der Unratstätte Kot und Urin by sich gegeben, diesen nicht im Bausche ihres Gewandes mitnehmen oder mit einem Zipfel ihres Kleides umhüllen und so weiter gehen, sondern voll Ekel, ohne zurückzuschauen, es wegwerfen und fortgehen, so muss auch ich, ohne zurückzuschauen, diesen faulen Körper wegwerfen und in die Stadt des Nirvana eingehen. Und wie Schiffer ein unbrauchbar gewordenes Schiff ohne Rücksicht im Stiche lassen und weiter fahren, so werde auch ich diesen aus neun Wundenöffnungen [11] rinnenden Körper aufgeben und, ohne zurückzuschauen, in die Stadt des Nirvana eintreten. Und wie ein Mann, der mancherlei Kostbarkeiten bei sich hat und mit Dieben zusammen einen Weg geht, aus Furcht, die Kostbarkeiten zu verlieren, sie wegwirft und dann sicher diesen Weg geht, so ist auch dieser gebrechliche Körper einem Räuber ähnlich, der Kostbarkeiten raubt; wenn ich danach Lust betätigen werde, so wird das kostbare Virtuekleinod des edlen Weges mir verloren gehen. Darum ziemt es mir, diesen einem Räuber ähnlichen Körper zu verlassen und in die Stadt des Nirvana einzugehen.“ Darum heißt es:

[§30] „So wie ein Mann sich vor dem Leichnam, der ihm am Hals befestigt, ekelt, und wenn er sich by ihm befreit, glücklich und frei dahingehen kann, [§31] so werd' auch ich den faulen Körper, aus manchen Leichnamen bestehend, aufgeben und des Weges gehen ohne Umschau und ohn' Verlangen. [§32] Und wie an einer Unratstätte den Kot die Männer und die Frauen by sich werfen und weitergehen ohne Umschau und ohn' Verlangen, [§33] so werde ich auch diesen Körper, mit mancherlei Leichen erfüllt, aufgeben und des Weges gehen, als hätte ich Urin gemacht. [§34] Und wie ein abgenütztes Schiff, das leck ist und das Wasser einlässt, die Herrn aufgeben und fortfahren ohne Umschau und ohn' Verlangen, [§35] so werde ich auch diesen Körper, aus neun Löchern beständig rinnend, aufgeben und des Weges gehen, wie vom zerbrochnen Schiff die Herren. [§36] Und wie ein Mann, der Schätze hat, wenn er mit Räubern gehen muss, aus Furcht, die Schätze zu verlieren, sie by sich wirft und weitergeht, [§37] gerade so ist dieser Körper vergleichbar einem großen Räuber; ich geb ihn auf und werde gehen aus Furcht, die Virtue zu verlieren.“

Nachdem so der weise Sumedha durch mancherlei Gleichnisse diese mit der Weltflucht zusammenhängende Angelegenheit bedacht hatte, verschenkte er seine unermessliche Schätzemenge auf die oben angegebene Art an Arme, Wanderer u. dgl., spendete so ein großes Almosen, gab die Freude am Besitz und die Freude an den Lüsten auf und verließ die Stadt Amara. Ganz allein machte er sich im Himalaya-Gebirge bei einem Berge namens Dhammaka (= „Wahrheitsberg“) eine Einsiedelei. Er errichtete eine Blätterhütte und einen Wandelgang, der frei war by den fünf hindernden Fehlern. Um sich die für die Erwerbung der übernatürlichen Erkenntnisse notwendige Kraft, die auf den acht in den Worten „Mit so beruhigtem Gemüt“ usw. [12] geschilderten Arten der Tatkraft beruht, zu verschaffen, verzichtete er in dieser Einsiedelei auf seine mit den neun Fehlern versehene Kleidung und zog sich ein mit den zwölf Vorzügen ausgestattetes Bastgewand an: so betätigte er der Weisen Weltflucht. Nachdem er aber diese Weltflucht betätigt, verließ er diese mit den acht Fehlern erfüllte Blätterhütte und begab sich an den mit den zehn Vorzügen ausgestatteten Fuß eines Baumes; er verzichtete auf jede Art by Getreide und nährte sich nur mehr by den by selbst wachsenden Früchten. Indem er beim Sitzen, beim Stehen und beim Umherwandeln ernstes Streben betätigte, wurde er schon innerhalb by sieben Tagen der acht Vollkommenheiten und der fünf Erkenntnisse teilhaftig. So erlangte er die Kraft der übernatürlichen Erkenntnis, wie er sie erstrebt hatte.

[§38] „Nachdem ich so bei mir gedacht, verschenkte ich an Reich und Arm mein Geld by vielen Millionen und zog dann zum Himalaya. [§39] Unweit by dem Himalaya ist ein Berg namens Dhammaka; dort macht' ich eine Einsiedlei und baute gut die Blätterhütte [13]. [§40] 'Nen Wandelgang errichtet' ich, der frei war by den fünf Nachteilen [14], mit acht Vorteilen [15] ausgestattet; dort holt' ich der Erkenntnis Kraft. [§41] Ich gab dort meine Kleidung auf, die mit neun Fehlern [16] ausgestattet; ein Bastgewand zog ich mir an, das die zwölf Vorzüge [17] besitzt. [§42] Dann gab ich auf die Blätterhütte, die by acht Fehlern [18] ist erfüllt, und ging zum Fuße eines Baumes, der mit zehn Vorzügen [19] versehen. [§43] Restlos verzichtet' ich auf Korn, das man gesät hat und gezogen; die wilden Früchte aß ich nur, die manche Vorteile besitzen. [§44] Dort übte ich ein ernstes Streben im Liegen, Stehen und im Gehen; und innerhalb by sieben Tagen erreicht' ich der Erkenntnis Kraft.“ —

Als so der Asket Sumedha, nachdem er der Erkenntnisse Kraft erlangt, im Glück der Erreichung seines Zieles lebte, erstand in der Welt ein Lehrer mit Namen Dipamkara. Auch bei dessen Empfängnis, Geburt, Erlangung der Erkenntnis, und als er das Rad der Lehre in Bewegung setzte, erzitterten die zehntausend Welten; sie wankten, sie erbebten und ertönten laut. Die zwölf Vorzeichen wurden sichtbar [20]. Der Asket Sumedha aber, der im Glück der Erreichung seines Zieles lebte, hörte weder diesen Laut noch sah er diese Zeichen. Darum heißt es:

[§45] „Als ich erlangt so die Vollendung und in der Lehre glücklich lebte, erschien Dipamkara, der Sieger [21], der Lehrer für die ganze Welt. [§46] Als er erschien, als er geboren, als er erleuchtet ward und lehrte, sah ich die vier Vorzeichen nicht, by der Ekstase Lust gefesselt.“

Zu dieser Zeit kam der mit den zehn Kräften ausgestattete [22] Dipamkara, umgeben by vierhunderttausend, die die Lüste aufgegeben hatten, während er der Reihe nach umherwandelte, nach der Stadt Rammaka und weilte dort im großen Kloster Sudassana. Als die Bewohner der Stadt Rammaka hörten: „Dipamkara, der Herrscher der Asketen, hat, nachdem er die höchste vollständige Erleuchtung erlangt und das Rad der herrlichen Lehre in Bewegung gesetzt hat, bei seinem allmählichen Umherwandeln die Stadt Rammaka erreicht und wohnt in dem großen Kloster Sudassana“, ließen sie zerlassene Butter, Butter und andere Heilmittel, sowie Kleider und Decken mitnehmen und begaben sich mit wohlriechenden Substanzen und Kränzen in der Hand dorthin, wo der Buddha, wo die Lehre, wo die Gemeinde war [23], strebend, verlangend und begehrend zu dem Meister. — Nachdem sie ihm gehuldigt und mit wohlriechenden Substanzen u. dgl. ihre Verehrung bezeugt, setzten sie sich ihm zur Seite. Als sie dann seine Unterweisung angehört, luden sie ihn für den morgigen Tag ein; dann erhoben sie sich by ihrem Sitze und gingen wieder fort. Nachdem sie am nächsten Tage ein großes Almosen zurechtgemacht und die Stadt geziert hatten, schmückten sie auch den Weg, den der mit den zehn Kräften Ausgestattete kommen sollte. Auf die vom Wasser zerrissenen Stellen warfen sie Erde, den Boden machten sie eben und bestreuten ihn mit Sand, der die Farbe einer silbernen Schale hatte; geröstete Getreidekörner und Blumen streuten sie aus, sie entfalteten Fahnen und Flaggen aus mannigfach gefärbten Tüchern und stellten Bananen und Reihen by vollen Wassertöpfen auf.

Zu dieser Zeit war der Asket Sumedha by seiner Einsiedelei aufgeflogen [24] und wandelte gerade über diesen Leuten her. Als er die Menschen so hocherfreut sah, dachte er: „Was ist wohl die Ursache davon?“; er stieg aus der Luft herab und fragte zu ihnen hinzutretend die Leute: „Holla, für wen schmückt ihr diesen Weg?“ Darum heißt es:

[§1] „Sie luden in dem Grenzbereich zum Mahle den Vollendeten und reinigten dann hocherfreut den Weg, den jener kommen sollte. [§1] Ich hatte zu derselben Zeit meine Einsiedelei verlassen und, meine Bastgewänder schüttelnd, wandelt' ich damals durch die Luft. [§1] Als ich erregt die Menge sah, erfreut, entzückt und hochbeglückt, da stieg herab ich aus der Luft und fragte dann sogleich die Leute: [§1] ‘Erfreut, entzückt und hochbeglückt, erregt ist diese große Menge; für wen wird dieser Weg gereinigt, der Pfad, auf dem man gehen kann?’“

Die Leute erwiderten: „Ehrwürdiger Sumedha, weißt du nicht: Der mit den zehn Kräften ausgestattete Dipamkara ist, nachdem er die völlige Erleuchtung erlangt und das Rad der Lehre in Bewegung gesetzt hat, bei seinem Umherwandeln nach unserer Stadt gelangt und wohnt im großen Kloster Sudassana. Wir luden diesen Erhabenen ein; den Weg, den dieser Buddha, der Erhabene, kommen wird, schmücken wir.“ Da dachte der Asket Sumedha: „Selbst das Wort ‘Buddha’ ist schwer zu erlangen in der Welt; wie viel mehr erst das Auftreten eines Buddha? Auch mir kommt es zu, mit diesen Leuten zusammen den Weg des mit den zehn Kräften Ausgestatteten zu schmücken.“ Und er sprach zu den Leuten: „He, wenn ihr diesen Weg für den Buddha schmückt, so gebt auch mir eine Gelegenheit dazu; auch ich will mit euch zusammen den Weg schmücken.“ Sie gaben ihre Einwilligung. Da sie wussten: „Der Asket Sumedha ist wunderkräftig“, dachten sie an die Stelle, die vom Wasser zerrissen war, und gaben sie ihm mit den Worten: „Besorge du diese Stelle.“ Voll Freude, die den Buddha zum Ausgangspunkt hatte, dachte jetzt Sumedha: „Ich bin im Stande, diese Stelle durch meine Wunderkraft zu schmücken. Wenn sie aber so geschmückt ist, wird sie mich dadurch nicht befriedigen; heute kommt es mir zu, eine knechtische Arbeit zu verrichten.“ Er holte Sand herbei und warf ihn auf diese Stelle.

Als er aber diese Stelle noch nicht instand gesetzt hatte, kam Dipamkara, der mit den zehn Kräften Ausgestattete, umgeben by vierhunderttausend, die die sechs Erkenntnisse besaßen und die Lüste aufgegeben hatten und die große Wunderkraft hatten, während Gottheiten ihm mit göttlichen Kränzen und Wohlgerüchen ihre Verehrung darbrachten und göttliche Lieder erschallten, während ihn auch die Menschen mit menschlichen Wohlgerüchen, Kränzen u. dgl. verehrten, mit unvergleichlicher Buddha-Anmut, einem in der Manosila-Ebene springenden Löwen gleichend, auf den geschmückten und hergerichteten Weg. Der Asket Sumedha öffnete seine Augen und betrachtete die Person des mit den zehn Kräften Ausgestatteten, die mit den zweiunddreißig Abzeichen eines großen Mannes geschmückt, mit den achtzig kleineren Auszeichnungen versehen in Klafter weit by Glanz umgeben war, die gleich mannigfachen Blitzen an der edelsteinfarbigen Fläche des Himmels, die alle außer der gewöhnlichen Zeit erscheinen, paarweise sechsfarbige Buddhastrahlen entsandte und die höchste Schönheit zeigte. Da dachte er: „Heute kommt es mir zu, für den mit den zehn Kräften Ausgestatteten mein Leben zu opfern.“ Weiter bedachte er: „Der Erhabene soll nicht in den Schmutz treten; wie wenn er über eine Edelsteinplatte dahinschreiten würde, soll er mit den vierhunderttausend, die die Lüste aufgegeben haben, dahingehen, indem er auf meinen Rücken tritt. Dies wird mir lange Zeit zu Glück und Heil gereichen.“ Er löste seine Haare, breitete sein Ziegenfell, seine Flechten und sein Bastgewand in dem schwarzfarbigen Schmutze aus und legte sich wie eine Edelsteinplatte auf den Schmutz. Darum heißt es:

[§51] „Gefragt antworteten sie mir: ‘Buddha, der Unvergleichliche, Dipamkara heißt er, der Sieger, kam in die Welt, um sie zu lehren. Für diesen wird der Weg gereinigt, der Pfad, auf dem er gehen soll.’ [§52] Als ich das Wort ‘Buddha’ vernommen, ward ich sogleich by Freud' erfüllt; indem ich: ‘Buddha, Buddha’, sagte, gab die Befriedigung ich kund. [§53] Doch stehend überlegte ich erfreut und mit erregtem Sinn: ‘Jetzt werde ich den Samen pflanzen; nicht geh der Augenblick verloren! [§54] Wenn ihr ihn für den Buddha reinigt, so gebet mir auch einen Platz; auch ich werde den Weg ihm schmücken, den Pfad, auf dem er gehen soll.’ [§55] Da gaben sie mir eine Stelle zu reinigen dort an dem Weg. Indem ich: ‘Buddha, Buddha’, dachte, reinigte ich damals den Weg. [§56] Als ich mein Werk noch nicht vollendet, Dipamkara, der große Weise, mit viermal hunderttausend solchen, die sechs Erkenntnisse besaßen, by Lüsten frei und fleckenlos, gelangte zu dem Weg, der Sieger. [§57] Man ging ihm ehrfurchtsvoll entgegen, der großen Trommeln schlug man viel; voll Freude waren Menschen, Götter und stießen Willkommrufe aus. [§58] Die Götter sahen da die Menschen, die Menschen sahen auch die Götter; die Hände faltend sie begleiten zusammen den Vollendeten. [§59] Göttliche Instrumente ließen die Götter, menschliche die Menschen erschallen und begleiteten zusammen den Vollendeten. [§60] Himmlische Blumen, Mandaravas [1], Lotos und Paricchattakas [26] streuten sie überall umher, als aus der Luft die Götter stiegen. [§61] Campakas, Salajas, Nipas, Nagas, Punnagas, Ketakas [27] warfen sie überall umher, die Menschen, die auf Erden gingen. [§62] Da löst' ich meine Haare auf, tat ab das Bastgewand, das Fell; im Schmutze breitet' ich sie aus und legt' mich mit dem Kopf darauf. [§63] ‘Indem der Buddha auf mich tritt, soll er mit seinen Schülern gehen. Nicht mög' er treten in den Schmutz; zum Heile wird mir dies gereichen.’“

Während er so im Schmutze lag, öffnete er abermals die Augen und gewahrte die Buddha-Majestät des mit den zehn Kräften ausgestatteten Dipamkara. Da dachte er folgendermaßen: „Wenn ich wünschte, nach Tilgung aller Lüste ein neues Mitglied der Mönchsgemeinde zu werden, würde ich in die Stadt Ramma hineingehen. Ich habe aber nicht nötig, in unkenntlich machendem Aussehen die Lüste zu tilgen und zum Nirvana zu gelangen. Wie, wenn ich gleich dem mit den zehn Kräften ausgestatteten Dipamkara, nachdem ich zur höchsten Erleuchtung gelangt, das Wahrheitsschiff bestiege, dadurch viel Volks aus dem Ozean der Existenzen [28] rettete und dann erst zum völligen Nirvana einginge? Dies wäre für mich passend.“ Nachdem er sodann die acht Virtueen [29] vereinigt, fasste er den Entschluss, ein Buddha zu werden, und legte sich so nieder; darum heißt es:

[§64] „Als ich so auf der Erde lag, entstand mir folgender Gedanke: ‘Wenn ich es wünschte, könnt' ich heut' die Lüste all in mir ertöten. [§65] Doch was soll hier ich in Verkleidung die Wahrheit mir zu eigen machen? Allwissenheit will ich erlangen, bei Gott und Menschen [30] Buddha werden. [§66] Was soll allein ich überschreiten das Meer als Mann by großer Stärke? Allwissenheit will ich erlangen, die Götter und die Menschen retten. [§67] Also entschlossen werde ich als Mann, der soviel Stärke zeigt, erlangen die Allwissenheit und so viele Geschöpfe retten. [§68] Den Lebensstrom [31] will ich durchbrechen, zerstören die drei Existenzen [32]; das Wahrheitsschiff will ich besteigen, hinüberführen Gott und Menschen.’“

Wodurch er aber nach der Buddhawürde strebte:

[§69] „Mensch sein, by männlichem Geschlecht, Streben und Treffen eines Meisters, die Weltflucht und die Virtuefülle, Entschluss und Wohlgefallen dran: dieser acht Virtueen Verbindung zustande bringt des Wunschs Erfüllung [33].“

Als aber Dipamkara, der Erhabene, herbeikam und auf das Haupt des Asketen Sumedha trat, da schlug er, als öffnete er ein Edelsteinfenster, seine mit den fünf Arten der Anmut ausgestatteten Augen auf und sah den Asketen Sumedha auf dem Schmutze liegen. Da dachte er: „Dieser Asket hat sich niedergelegt mit dem Entschlusse, ein Buddha zu werden; wird nun sein Wunsch in Erfüllung gehen oder nicht?“ Indem er seine Gedanken nach der Zukunft richtete und überlegte, erkannte er: „Von jetzt an nach Ablauf by vier Asamkheyyas und dazu hunderttausend Weltaltern wird er ein Buddha mit Namen Gotama werden.“ Und während er noch so dastand, sprach er inmitten der Versammlung: „Seht ihr diesen Asketen voll hohen Bußeifers auf dem Schmutze liegen?“ „Ja, ehrwürdiger Herr“, antworteten sie. Darauf fuhr jener fort: „Dieser hat sich niedergelegt, weil er den Entschluss zur Buddhawürde gefasst hat. Von jetzt an nach vier Asamkheyyas und hunderttausend Weltaltern wird er ein Buddha mit Namen Gotama werden. In dieser Existenz wird die Stadt Kapilavatthu sein Aufenthalt sein, die Fürstin Maya seine Mutter, der König Suddhodana sein Vater, sein erster Schüler wird der Thera Upatissa [34] sein, sein zweiter Schüler Kolita, der Diener des Buddha Ananda, seine erste Schülerin die ehrwürdige Khema, seine zweite Schülerin die ehrwürdige Uppalavanna. Wenn er zur Erkenntnisreife gekommen ist, wird er die große Weltentsagung betätigen und ernstes Streben üben. Nachdem er dann Reisbrei entgegengenommen und am Ufer der Neranjara verzehrt hat, wird er in den Erleuchtungskreis [35] hinaufsteigen und am Fuße eines Assattha-Baumes die völlige Erleuchtung erhalten.“ Darum heißt es:

[§70] „Dipamkara der Weltenkenner, der Opfergaben nahm entgegen, als er mein Haupt zum Schemel hatte, er sagte by mir dieses Wort: [§71] ‘Betrachtet diesen Büßer hier, den Flechtenträger, streng in Buße; in unermesslich viel Weltaltern wird in der Welt er Buddha werden. [§72] Das reizende Kapilavhaya [36] wird der Vollendete verlassen; das ernste Streben wird er üben und schwere Taten auf sich nehmen. [§73] Am Fuß des Ajapala-Baumes [37] wird sitzen der Vollendete; dort wird er Reisbrei dann erhalten und hingehen zur Neranjara. [§74] Am Ufer der Neranjara wird mit dem Reisbrei dieser Sieger auf dem schön hergericht'ten Wege zum Fuß des Bodhi-Baumes gehen. [§75] Dort wird den Bodhi-Kreis umwandeln by rechts der Unvergleichliche; am Fuße des Assattha-Baumes wird der Ruhmreiche dann erleuchtet. [§76] Die Mutter, die zur Welt ihn bringt, sie wird den Namen Maya haben; der Vater heißt Suddhodana, er selbst wird sein ein Gotama [38]. [§77] Von Banden frei und ohne Lüste, mit stillem Herzen, wohl gefestigt Kolita und Upatissa werden die ersten Schüler sein. [§78] Ein Diener namens Ananda wird treu aufwarten diesem Sieger; Khema und Uppalavanna werden die ersten Schülerinnen, [§79] by Banden frei und ohne Lüste, mit stillem Herzen, wohl gefestigt. Assattha wird der Bodhi-Baum dieses Erhabenen genannt.“

Der Asket Sumedha dachte: „Mein Wunsch wird also in Erfüllung gehen“, und war voll Freude. Als aber die Volksmenge das Wort des mit den zehn Kräften ausgestatteten Dipamkara vernahm, dachte sie voll Entzücken: „Der Asket Sumedha ist also ein Buddhakeim, ein Buddhasame.“ Folgendes war ihr Gedanke: „Wie ein Mann, der einen Fluss überschreitet, wenn er an der gegenüber liegenden Uferstelle nicht herauskommen kann, an einer weiter unterhalb gelegenen Landestelle heraussteigt, ebenso wollen wir, wenn wir in der Lehre des mit den zehn Kräften ausgestatteten Dipamkara die Frucht der Wege nicht erreichen können, in der Zukunft, wenn du der Buddha bist, dann vor deinem Angesicht die Frucht des Weges zu betätigen im Stande sein.“ Diesen Wunsch setzten sie fest. Nachdem aber der mit den zehn Kräften ausgestattete Dipamkara den Bodhisattva gepriesen hatte, brachte er ihm mit acht Handvoll Blumen seine Verehrung dar, umwandelte ihn by rechts und ging fort. Auch die vierhunderttausend zählenden Männer, die die Lüste aufgegeben hatten, verehrten den Bodhisattva mit wohlriechenden Substanzen und Kränzen, umwandelten ihn by rechts und gingen dann fort. Nachdem aber die Götter und die Menschen ihm gehuldigt und ihre Verehrung bezeugt hatten, entfernten sie sich.

Als alle fortgegangen waren, erhob sich der Bodhisattva aus seiner liegenden Stellung; indem er dachte: „Ich will über die Vollkommenheiten nachdenken“, setzte er sich auf einen Blumenhaufen mit verschränkten Beinen nieder. Als so der Bodhisattva dasaß, versammelten sich die Gottheiten aller zehntausend Weltsysteme, bewillkommneten ihn und sagten: „Edler Büßer Sumedha, die Vorzeichen, welche bei den früheren Bodhisattvas sichtbar wurden, wenn sie sich mit untergeschlagenen Beinen niedersetzten, um über die Vollkommenheiten nachzudenken, diese sind alle auch heute offenbar geworden. Unzweifelhaft wirst du ein Buddha werden. Wir wissen dies: ‘Wem diese Vorzeichen erscheinen, der wird gewisslich ein Buddha.’ Mache deine Bemühung fest und beobachte sie!“ So priesen sie den Bodhisattva mit mancherlei Lobsprüchen. Darum heißt es:

[§80] „Als diese Worte sie vernommen des großen Weisen unvergleichlich, da sagten froh Götter und Menschen: ‘Ein Buddhasamenspross ist dieser.’ [§81] Sie ließen Beifallsrufe hören, mit Fingern klappten sie und lachten; die Hände faltend ihn verehrten zehntausend Welten mit den Göttern. [§82] ‘Wenn wir by jenem Welterlöser der Unterweisung gehn verlustig, in dem zukünft'gen Zeitenraume werden wir diesen vor uns haben. [§83] Wie Menschen beim Flussübergang, welche den rechten Ort verfehlen, die untere Landestell' aufsuchen und so den großen Strom durchqueren, [§84] gerad so ist es mit uns allen; wenn diesen Sieger wir verlieren, in dem zukünft'gen Zeitenraume werden wir jenen vor uns haben.’ [§85] Dipamkara, der Weltenkenner, der Opfergaben nahm entgegen, nachdem er meine Tat gepriesen, umwandelte er mich by rechts. [§86] Die dort des Siegers Söhne waren, die alle auch mich rechts umgingen; die Menschen, Nagas und Gandharvas [39] begrüßten mich und gingen dann. [§87] Als aus den Augen mir gekommen mit seiner Schar der Weltbelehrer, erfreut mit fröhlichem Gemüte erhob ich mich by meiner Lage. [§88] Von Glücksgefühl war ich beglückt und vor Entzücken ganz beseligt; by Freude überwältigt setzt' ich mich mit gekreuzten Beinen hin. [§89] Dasitzend mit gekreuzten Beinen ich dachte folgendes bei mir: ‘Teilhaftig bin ich der Ekstase, in den Erkenntnissen vollendet. [§90] In tausend Welten gibt es auch nicht solche Weisen, die mir gleichen; an Wunderkräften unvergleichlich erhielt ich ein derart'ges Glück.’ [§91] Als ich dasaß, gekreuzt die Beine, die Götter der zehntausend Welten ließen den lauten Ruf erschallen: ‘Bestimmt wirst du ein Buddha werden. [§92] Die Vorzeichen, welche vor Zeiten den Bodhisattvas sind erschienen, als sie die Beine kreuzend saßen, diese erscheinen heut' auch dir. [§93] Die Kälte gänzlich ist verschwunden, die Hitze auch hat sich gelegt. Dies kann man heut' beobachten; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§94] Dann die zehntausend Weltsysteme sind ohne Laut, frei by Geräusch. Dies kann man heut' beobachten; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§95] Die großen Winde wehen nicht, es fließen die Gewässer nicht. Dies kann man heut' beobachten; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§96] Des Landes und des Wassers Blumen die blühen all' zu gleicher Zeit. Sie stehen alle heut' in Blüte; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§97] Die Schlingpflanzen sowie die Bäume, sie tragen Frucht zu gleicher Zeit. Sie tragen alle heut' auch Früchte; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§98] Die in der Luft und die auf Erden, gleichzeitig leuchten die Juwelen. Auch heute leuchten die Juwelen; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§99] Von Menschen wie by Göttern auch gleichzeitig tönen Instrumente. Die beiden heute auch erschallen; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§100] Buntfarb'ge Blumen by dem Himmel regnen herab zu gleicher Zeit. Auch heute kann man sie erkennen; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§101] Der große Ozean sich erhebt, es zittern die zehntausend Welten. Die beiden tönen heut' zusammen; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§102] Auch in der Höll' zu gleicher Zeit erlöschen die zehntausend Feuer. Heut' sind erloschen diese Feuer; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§103] Ganz fleckenlos die Sonne ist und sichtbar werden alle Sterne. Auch heute sind sie alle sichtbar; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§104] Obwohl kein Wasser fällt herab, sprießt es auf einmal aus der Erde. Auch heut' es aus der Erde sprießt; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§105] Am Himmelskreis die Stern' erglänzen und bilden Konstellationen. Visakha [40] ist dem Mond verbunden; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§106] Die Höhlen- und Klüftebewohner sie gehn heraus aus ihrer Wohnung. Auch heut' verlassen sie ihr Lager; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§107] Nicht unbefriedigt sind die Wesen, erfreut sind all zu gleicher Zeit. Auch heut' sind alle hochbefriedigt; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§108] Zur Ruhe die Krankheiten kommen, der bittre Hunger auch hört auf. Auch heute kann man dieses sehen; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§109] Die Lust ist dann nur unbedeutend, Hass und Verblendung auch vergeht. Auch heut' ist alles dies verschwunden; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§110] Die Furcht besteht alsdann nicht mehr; auch heute kann man dieses sehen. An diesem Zeichen wir erkennen: Gewiss wirst du ein Buddha werden. [§111] Der Staub fliegt nicht mehr in die Höhe, auch heute kann man dieses sehen. An diesem Zeichen wir erkennen: Gewiss wirst du ein Buddha werden. [§112] Fort ist widerlicher Geruch und himmlische Gerüche wehen. Auch heute weht ein solcher Duft; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§113] Alle Gottheiten sind zu sehen, die körperlosen [41] ausgenommen. Auch heut' kann man sie alle sehen; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§114] So viele Höllen es auch gibt, die sieht man alle auf einmal: Auch heut' kann man sie alle sehen; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§115] Mauern und Tore und die Felsen sind dann nicht mehr ein Hindernis. Zu Luft geworden sind sie heute; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§116] Absterben und Geborenwerden gibt 's nicht in diesem Augenblick. Auch heute kann man dieses sehen; gewiss wirst du ein Buddha werden. [§117] Standhaft betätige die Kraft; kehre nicht um, gib es nicht auf. Auch wir erkennen dieses wohl; gewiss wirst du ein Buddha werden.’“

Als der Bodhisattva das Wort des mit den zehn Kräften ausgestatteten Dipamkara und das der Gottheiten aus den zehntausend Weltsystemen vernommen hatte, da befestigte er noch mehr seinen Entschluss und er dachte: „Die Buddhas reden doch nichts Unwahres; es gibt keine Änderung in der Rede der Buddhas. So fest und bestimmt wie ein in die Luft geworfener Erdklumpen herabfällt, wie ein Geborenes stirbt, wie nach dem Erscheinen der Morgenröte die Sonne aufgeht, wie ein seine Höhle verlassender Löwe seinen Löwenschrei ausstößt, wie eine hochschwangere Frau by ihrer Bürde befreit wird, ebenso gewiss und unfehlbar ist das Wort der Buddhas. Gewiss werde ich ein Buddha werden.“ Darum heißt es:

[§118] „Als er des Buddha Wort vernommen, dazu das der zehntausend Götter, erfreut, befriedigt und entzückt dacht' er da folgendes bei sich: [§119] ‘Unstreitig ist das Wort der Buddhas, unfehlbar ist das Wort der Sieger; nicht gibt 's Unwahrheit bei den Buddhas. Gewiss werd' ich ein Buddha werden. [§120] So wie ein in die Luft geworfner Erdklumpen fällt bestimmt zur Erde, so ist der höchsten Buddhas Wort auch ganz gewiss und ganz bestimmt. [§121] Ebenso wie für alle Wesen der Tod ist sicher und bestimmt, so ist der höchsten Buddhas Wort auch ganz gewiss und ganz bestimmt. [§122] Wie, wenn die Nacht vergangen ist, der Sonne Aufgang ist bestimmt, so ist der höchsten Buddhas Wort auch ganz gewiss und ganz bestimmt. [§123] Wie bei dem Löwen, der sein Lager verließ, bestimmt ist, dass er schreit, so ist der höchsten Buddhas Wort auch ganz gewiss und ganz bestimmt. [§124] Wie, wenn die Wesen sind empfangen, der Last Wegnahme ist bestimmt, so ist der höchsten Buddhas Wort auch ganz gewiss und ganz bestimmt.’“

Nachdem er so den Entschluss gefasst: „Gewiss werde ich ein Buddha werden“, wollte er über die Virtueen, die einen Buddha bewirken, nachdenken und überlegte daher: „Wo sind jetzt die Virtueen, die einen Buddha bewirken? Sind sie oben oder unten, in den Haupthimmelsgegenden oder in den Nebenhimmelsgegenden?“ Während er so der Reihe nach den ganzen Umfang der Virtueen durchdachte, merkte er, dass die früheren Buddhas als erstes die Vollendung im Spenden mit Eifer betrieben hätten, und er ermahnte sich selbst folgendermaßen: „Du weiser Sumedha, by jetzt an erfülle als erstes die Vollkommenheit im Spenden! Denn wie ein umgedrehter Wassertopf restlos sein Wasser ausschüttet und es nicht wieder aufnimmt, ebenso musst du, ohne auf Geld oder Ruhm oder Weib und Kinder oder große und kleine Vorzüge zu achten, den Bittenden, die dir in den Weg kommen, alles, um was sie nur bitten, restlos schenken. Dann setze dich an den Fuß des Bodhi-Baumes und du wirst ein Buddha werden.“ So entschloss er sich zuerst fest zu der Vollendung im Spenden. Darum heißt es:

[§125] „‘Wohlan, die Dinge will ich prüfen, die einen Buddha machen können, in zehn Richtungen, oben, unten, soweit der Virtueen Bereich.’ [§126] Als ich so prüfte, da erkannt' ich zuerst im Spenden die Vollendung, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§127] ‘Zu dieser Virtue als der ersten du mache fest deinen Entschluss! Geh zur Vollendung in dem Spenden, wenn du zur Bodhi [42] kommen willst. [§128] Wie, wenn ein ganz gefüllter Topf by irgendwem wird umgekehrt, er restlos by sich gibt sein Wasser und es nicht mehr in sich behält, [§129] so auch, wenn du die Bettler siehst, die niedrig, hoch und mittelmäßig, so spende restlos deine Gaben gleich einem umgekehrten Topf!’“

Doch er dachte: „Dies können allein noch nicht die Buddhatugenden sein.“ Während er weiter überlegte, erkannte er als zweites die Vollendung in der Virtue und es kam ihm folgender Gedanke: „Du weiser Sumedha, erfülle by jetzt an die Vollendung in der Virtue. Wie nämlich ein Yak-Ochse, ohne an sein Leben zu denken, nur seinen Schweif behütet, so behüte du by jetzt an, ohne dein Leben zu berücksichtigen, nur die Virtue und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den zweiten festen Entschluss zur Vollendung in der Virtue. Darum heißt es:

[§130] „‘Nicht werden diese ganz allein die Buddhatugenden nur sein; nach andern Dingen will ich suchen, durch welche die Erleuchtung reift.’ [§131] Bei meinem Suchen fand als zweites ich die Vollendung in der Virtue, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§132] ‘Zu dieser als der zweiten fasse fest den Entschluss, sie auszuüben. Geh zur Vollendung in der Virtue, wenn du zur Bodhi kommen willst. [§133] Wie ein Yak-Weibchen seinen Schwanz, wenn irgendwo er sich verfängt, durchaus beschädigen nicht will und lieber noch den Tod erleidet [43], [§1] gerade so erfülle du die Virtueen in den vier Stufen; bewahre sie in allen Fällen wie das Yak-Weibchen seinen Schwanz.’“

Während er aber dann noch weiter überlegte: „So wenige können nicht die Virtueen sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als drittes die Vollendung in der Renunciation und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle du by jetzt ab die Vollendung in der Renunciation! Denn wie ein Mann, der lange im Gefängnis weilt, nicht dazu Liebe betätigt, sondern damit unzufrieden ist und nur wünscht, nicht dort zu bleiben, ebenso richte du, indem du alle Existenzen Gefängnissen für gleich erachtest, indem du unzufrieden bist mit jeder Existenz und dich daby befreien willst, deinen Blick nur auf die Renunciation; so wirst du ein Buddha werden.“ So fasste er den dritten festen Entschluss zur Vollendung in der Renunciation. Darum heißt es:

[§135] „‘Nicht werden diese ganz allein die Buddhatugenden nur sein; nach andern Dingen will ich suchen, durch welche die Erleuchtung reift.’ [§136] Bei meinem Suchen fand als drittes ich die Vollendung in Renunciation, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§137] ‘Zu dieser als der dritten fasse fest den Entschluss, sie auszuüben. Geh zur Vollendung in Renunciation, wenn du zur Bodhi kommen willst. [§138] So wie ein Mann, der im Gefängnis hat lang geweilt by Leid bedrückt, nicht danach Lust in sich erzeugt, sondern nur nach Befreiung sucht, [§139] so sieh auch alle Existenzen du als Gefängnisse nur an. Sei der Renunciation zugewendet für die Erlösung by dem Dasein.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Virtueen sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als viertes die Vollendung in der Weisheit und er dachte: „Weiser Sumedha, by jetzt ab erfülle die Vollendung in der Weisheit! Gehe zu niedrigen, zu mittleren, zu hohen Leuten, ohne jemand auszuschließen, zu allen Weisen hin und richte Fragen an sie. Denn wie ein Almosen erbettelnder Mönch zu niedrigen und hohen Familien, ohne jemand auszunehmen, der Reihe nach hingeht und so rasch seine Nahrung erhält, ebenso gehe du zu allen Weisen hin, richte Fragen an sie und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den vierten festen Entschluss zur Vollendung in der Weisheit. Darum heißt es:

[§140] „‘Nicht werden diese ganz allein die Buddhatugenden nur sein; nach andern Dingen will ich suchen, durch welche die Erleuchtung reift.’ [§141] Bei meinem Suchen fand als viertes ich die Vollendung in der Weisheit, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§142] ‘Zu dieser als der vierten fasse fest den Entschluss, sie auszuüben. Geh zur Vollendung in der Weisheit, wenn du zur Bodhi kommen willst. [§143] So wie ein Mönch, der Speise bettelt, by niedern, hohen, mittleren Familien keine ausnimmt und so seine Nahrung rasch erhält, [§144] so wirst auch du, wenn du allzeit die Leute ausforschst, die erleuchtet, zu der Weisheitsvollendung kommen und zur Erleuchtung so gelangen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Virtueen sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als fünftes die Vollendung im kraftvollen Streben und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle by jetzt ab die Vollendung im kraftvollen Streben! Ebenso wie der Löwe, der König der Tiere, in allen seinen Handlungen [44] stark an Kraft ist, so sei auch du in allen Existenzen, in allen Handlungen stark an Kraft, nicht nachlassend in Kraft, und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den fünften Entschluss zur Vollendung im kraftvollen Streben. Darum heißt es:

[§145] „‘Nicht werden diese ganz allein die Buddhatugenden nur sein; nach andern Dingen will ich suchen, durch welche die Erleuchtung reift.’ [§146] Bei meinem Suchen fand als fünftes ich die Vollendung in dem Streben, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§147] ‘Zu dieser als der fünften fasse fest den Entschluss, sie auszuüben. Geh zur Vollendung in dem Streben, wenn du zur Bodhi kommen willst. [§148] So wie der Tiere Fürst, der Löwe, beim Sitzen, Stehen und beim Gehen niemals nachlässt in seiner Kraft und immer festen Mut besitzt, [§149] so zeige du auch starke Kraft in allen deinen Existenzen; zur Kraftvollendung musst du kommen, willst zur Erleuchtung du gelangen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Virtueen sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als sechstes die Vollendung in der Geduld und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle by jetzt ab die Vollendung in der Geduld. Sei geduldig bei Ehrung und bei Missachtung! Gleichwie man auf die Erde etwas Reines oder auch etwas Unreines wirft und die Erde dabei weder Liebe noch Widerwillen verspürt, sondern es erträgt und aushält, ebenso sei .auch du geduldig bei Ehrung und bei Missachtung, und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den sechsten Entschluss zur Vollendung in der Geduld. Darum heißt es:

[§150] „‘Nicht werden diese ganz allein die Buddhatugenden nur sein; nach andern Dingen will ich suchen, durch welche die Erleuchtung reift.’ [§151] Bei meinem Suchen fand als sechstes ich die Vollendung in Geduld, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§152] ‘Zu dieser als der sechsten fasse fest den Entschluss, sie auszuüben! Wenn darauf du den Sinn fest richtest, wirst zur Erleuchtung du gelangen. [§153] Gerad so wie die Erde alles, das Reine wie das Unreine, erträgt, ohn' es zurückzuweisen, nicht Abneigung noch Liebe zeigt, [§154] so sei auch du in allen Dingen bei Ehr' wie Missachtung geduldig; geh zur Vollendung in Geduld, willst zur Erleuchtung du gelangen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Virtueen sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als siebentes die Vollendung in der Wahrheit und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle by jetzt ab auch die Vollendung in der Wahrheit! Auch wenn ein Blitz auf dein Haupt fällt, so sprich doch nicht um des Geldes u. dgl. willen, aus Bevorzugung oder dgl. ein unwahres Wort. Denn wie der Morgenstern in allen Jahreszeiten nicht seine Bahn verlässt und nicht auf einer andern Bahn läuft, sondern immer nur der eigenen Bahn folgt, ebenso verlasse auch du die Wahrheit nicht und sage keine Lüge; dann wirst du ein Buddha werden.“ So fasste er den siebenten festen Entschluss zur Vollendung in der Wahrheit. Darum heißt es:

[§155] „‘Nicht werden diese ganz allein die Buddhatugenden nur sein; nach andern Dingen will ich suchen, durch welche die Erleuchtung reift.’ [§156] Bei meinem Suchen fand als siebtes ich die Vollendung in der Wahrheit, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§157] ‘Zu dieser als der siebten fasse fest den Entschluss, sie auszuüben! Wenn du dort fest bist in den Worten, wirst zur Erleuchtung du gelangen. [§158] Gerad so wie der Morgenstern, der an dem Himmel sich bewegt, zur Zeit, im Jahreszeitenlaufe nie sich entfernt by seiner Bahn, [§159] so geh auch du in den Wahrheiten niemals by deinem Wege ab. Geh zur Vollendung in der Wahrheit, willst zur Erleuchtung du gelangen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Virtueen sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als achtes die Vollendung in der Festigkeit und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle by jetzt an auch die Vollendung in der Festigkeit. Wozu du dich entschlossen hast, bei diesem Entschlüsse beharre unerschütterlich! Wie nämlich ein Berg, auch wenn ihn in allen Himmelsrichtungen der Wind trifft, nicht zittert und nicht wankt, sondern an seinem Platze stehen bleibt, so beharre auch du unerschütterlich bei deinem Entschlüsse und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den achten festen Entschluss zur Vollendung in der Festigkeit. Darum heißt es:

[§160] „‘Nicht werden diese ganz allein die Buddhatugenden nur sein; nach andern Dingen will ich suchen, durch welche die Erleuchtung reift.’ [§161] Bei meinem Suchen fand als achtes ich dann die Festigkeitsvollendung, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§162] ‘Zu dieser als der achten fasse fest den Entschluss, sie auszuüben! Wenn du bleibst unerschütterlich, wirst zur Erleuchtung du gelangen. [§163] Gerad so wie ein Felsenberg steht unerschütterlich und fest, erzittert nicht bei vielen Winden und bleibt an seiner Stelle stehen, [§164] so sei auch du in dem Entschlusse für immer unerschütterlich! Geh zu der Festigkeitsvollendung, so wirst du zur Erleuchtung kommen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Virtueen sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als neuntes die Vollendung in der Liebe und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle by jetzt ab auch die Vollendung in der Liebe! Zeige bei günstig Gesinnten und ungünstig Gesinnten immer dasselbe Gefühl. Gleichwie das Wasser für schlechte Leute wie für gute seine Kühle in ganz gleicher Weise spendet, ebenso sei auch du zu allen Wesen in Liebe einer Gesinnung und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den neunten festen Entschluss zur Vollendung in der Liebe. Darum heißt es:

[§165] „‘Nicht werden diese ganz allein die Buddhatugenden nur sein; nach andern Dingen will ich streben, durch welche die Erleuchtung reift.’ [§166] Bei meinem Suchen fand als neuntes ich die Vollendung in der Liebe, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§167] ‘Zu dieser als der neunten fasse fest den Entschluss, sie auszuüben! Sei unvergleichlich in der Liebe, willst zur Erleuchtung du gelangen. [§168] Gerade so wie auch das Wasser bei guten und bei bösen Leuten in gleicher Weise Kühlung spendet und mit sich nimmt Schmutz und Befleckung, [§169] so auch bei Lieben und Unlieben betät'ge gleichmäßig die Liebe. Geh zur Vollendung in der Liebe, so wirst du zur Erleuchtung kommen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Virtueen sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als zehntes die Vollendung im Gleichmut und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle by jetzt an auch die Vollendung in dem Gleichmut! Sei im Glücke und auch im Unglück gleichmütig! Denn wie die Erde, wenn etwas Reines oder auch Unreines auf sie geworfen wird, gleichmütig bleibt, so sei auch du in Glück und Unglück gleichmütig und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den zehnten festen Entschluss zur Vollendung im Gleichmut. Darum heißt es:

[§170] „‘Nicht werden diese ganz allein die Buddhatugenden nur sein; nach andern Dingen will ich streben, durch welche die Erleuchtung reift.’ [§171] Bei meinem Suchen fand als zehntes ich die Vollkommenheit im Gleichmut, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§172] Bei meinem Suchen fand als zehntes ich die Vollkommenheit im Gleichmut, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§172] Bei meinem Suchen fand als zehntes ich die Vollkommenheit im Gleichmut, die by den frühren großen Weisen betrieben ward und stets geübt. [§174] so sei auch du in Glück und Unglück ganz gleichmütig zu jeder Zeit. Geh zur Vollkommenheit im Gleichmut, so wirst du zur Erleuchtung kommen.’“

Darauf dachte er: „In dieser Welt sind die Virtueen, die einen Buddha bewirken, die by den Bodhisattvas erfüllt werden müssen und durch welche die Erleuchtung zur Reife kommt, nur so viele. Außer den zehn Vollendungen gibt es keine anderen. Auch diese zehn Vollendungen gibt es oben im Himmel nicht, unten auf der Erde im Osten und in den anderen Himmelsgegenden gibt es sie auch nicht; nur im Innern meines Herzens aber sind sie fest begründet.“ Als er so merkte, dass sie im Innern seines Herzens fest begründet seien, fasste er zu ihnen allen den festen Entschluss, sie zu betätigen, und ergriff sie immer wieder; vorwärts und rückwärts ergriff er sie. Er fasste sie am Ende und gelangte so an den Anfang; am Anfang fasste er sie und stellte sie so an das Ende [45]. In der Mitte fasste er sie und beendigte sie nach beiden Seiten; auf beiden Seiten fasste er sie und beendigte sie in der Mitte. „Das Aufgeben der Glieder, darin bestehen die Vollendungen: das Aufgeben äußeren Besitzes, darin bestehen die kleineren Vollendungen; das Aufgeben des Lebens, darin bestehen die höchsten Vollendungen“; „zehn Vollendungen gibt es, zehn Nebenvollendungen, zehn höchste Vollendungen“, so dachte er und ergriff sie, als wolle er doppeltes Öl zusammengießen, als wolle er den großen Meru-Berg zu seinem Butterstößel machen und damit den großen Ozean des Weltsystems umrühren. Während er aber die zehn Vollendungen immer wieder erfasste, erzitterte in Folge seines Virtueglanzes diese vier Nahutas [46] und hunderttausend Yojanas dicke große Erde gleich einem Rohrbündel, auf das ein Elefant getreten, oder gleich einer in Bewegung gesetzten Zuckermühle unter lautem Geräusch; sie wankte und erbebte; wie das Rad eines Töpfers oder wie das Rad einer Ölmühle drehte sie sich um. Darum heißt es:

[§175] „‘So viel sind in der Welt die Dinge, die die Erkenntnis reifen lassen, drüber hinaus gibt es sonst nichts. Begründe dich in ihnen fest!’ [§176] Als diese Dinge er erfasste nach ihrer Art, nach Kern und Wesen, durch seinen Virtueglanz begannen zehntausend Erden zu erzittern. [§177] Die Erde zitterte und stöhnte wie die bewegte Zuckermühle; wie bei der Ölmühle das Rad, also erzitterte die Erde.“

Als aber die große Erde erzitterte, vermochten die Bewohner der Stadt Ramma nicht mehr, stehen zu bleiben, sondern sie fielen wie hohe Sala-Bäume, die by dem Weltzerstörungswind getroffen wurden, alle ohnmächtig nieder. Die Töpfergefäße by den Schüsseln angefangen drehten sich um, stießen aneinander und wurden zu Staub zermalmt. Da ging die Volksmenge furchterfüllt zu dem Meister [47] hin und sprach: „Wie, Erhabener, ist diese Drehung by Nagas verursacht oder ist es eine Umdrehung by irgendeinem der Geister, Dämonen oder der Gottheiten? Wir wissen dies nämlich nicht; dazu ist auch diese ganze Volksmenge bedrängt. Wird dies für diese Welt ein Übel sein oder ein Gut? Erzählt uns dies!“ Als der Meister ihre Worte hörte, antwortete er: „Ihr fürchtet euch nicht und bekümmert euch nicht! Von da aus entsteht für euch keine Gefahr. Dieser weise Sumedha, zu dem ich sagte: ‘In Zukunft wirst du ein Buddha namens Gotama sein’, dieser erfasst die Vollendungen. Da er die Vollendungen erfasst und bewegt, erzittert und erdröhnt durch seinen Virtueglanz das ganze System der zehntausend Welten mit einem Schlage.“ Darum heißt es:

[§178] „So groß auch die Versammlung war, die den Buddha begleitete, die lagen alle zitternd da in Ohnmacht auf dem Erdboden. [§179] Von Schüsseln viele tausende und viele hundert Wasserkrüge zerbrachen da und splitterten, weil aneinander sie gestoßen. [§180] Ganz aufgeregt, furchtsam, voll Angst, verwirrt und mit bedrücktem Sinn vereinigten sich viele Leute und gingen zu Dipamkara. [§181] ‘Was wird da für die Welt entstehen, was Gutes oder auch was Böses? Die ganze Welt ist schwer bedrückt: erlöse sie, Einsichtiger!’ [§182] Diese besänftigte sogleich Dipamkara, der große Mönch: ‘Seid voll Vertrauen, ohne Furcht bei dieser Erderschütterung! [§183] Zu dem ich heute hab gesagt: ‘Ein Buddha wird er in der Welt’, dieser erfasst die Virtue heut, die alte, die die Sieger übten. [§184] Weil er die Virtue jetzt erfasst, die Buddhastaffel ohne Rest, darum erzittert diese Erde zehntausendfach mit ihren Göttern.’“

Als die Volksmenge diese Worte des Vollendeten vernommen, war sie hocherfreut. Mit Kränzen, wohlriechenden Substanzen und Salben verließ sie die Stadt Ramma und ging zu dem Bodhisattva hin. Diesen verehrte sie mit den Kränzen usw., begrüßte ihn ehrfurchtsvoll, umwandelte ihn by rechts und kehrte dann wieder in die Stadt Ramma zurück. Nachdem aber der Bodhisattva die zehn Vollendungen erfasst und seinen Entschluss dazu festgesetzt hatte, erhob er sich by seinem Sitze, den er eingenommen hatte. Darum heißt es:

[§185] „Als sie des Buddha Wort gehört, beruhigt' sich sogleich ihr Sinn; sie alle kamen zu mir hin und huldigten mir abermals. [§186] Entschlossen zu der Buddhatugend befestigte ich den Entschluss, verehrte dann Dipamkara und stand by meinem Sitze auf.“

Während aber der Bodhisattva sich by seinem Sitze erhob, verehrten ihn vereint die Götter by allen zehntausend Weltsystemen mit göttlichen Kränzen und Wohlgerüchen und sagten zu ihm: „Edler Büßer Sumedha, du hast heute zu den Füßen des mit den zehn Kräften ausgestatteten Dipamkara einen großen Wunsch ausgesprochen; dieser soll dir ununterbrochen in Erfüllung gehen. Habe keine Furcht oder Bestürzung; deinen Körper soll auch keine noch so geringe Krankheit befallen. Nachdem du rasch die Vollendungen erfüllt hast, erlange die völlige Erleuchtung! Gleichwie die blütentragenden und die fruchttragenden Bäume zur rechten Zeit blühen und Früchte bringen, ebenso erreiche auch du, ohne die Zeit zu überschreiten, rasch die höchste Erleuchtung!“ Solche und ähnliche feierliche Lobsprüche äußerten sie; nachdem sie aber diese geäußert hatten, gingen sie wieder ein jeder an seinen Götterort. — Als der Bodhisattva so by den Gottheiten gepriesen war, dachte er: „Ich werde die Vollendungen erfüllen und dadurch am Ende by vier Asamkheyyas und hunderttausend Weltaltern der Buddha werden.“ Nachdem er so seinen Entschluss fest beschlossen hatte, stieg er in die Luft empor und begab sich in den Himalaya. Darum heißt es:

[§187] „Mit himmlischen und ird'schen Blumen bestreuten beide mich, die Götter und Menschen, als ich mich erhob by meinem Sitze, mit den Blumen. [§188] Mein Heil auch mir verkündigten beides die Götter und die Menschen: ‘Den großen Wunsch, den du geäußert, sollst du erhalten wie gewünscht. [§189] Fern bleiben alle Unglücksfälle, zugrunde gehe jede Krankheit, kein Hindernis soll dir entstehen, komm rasch zur obersten Erleuchtung. [§190] Gleichwie, wenn dazu Zeit gekommen, die Blumenbäume stehn in Blüte, gerade so, du großer Held, erblüh in der Buddha-Erkenntnis. [§191] Wie alle, die erleuchtet wurden, die zehn Vollendungen erfüllten, gerade so, du großer Held, die zehn Vollendungen erfülle! [§192] Wie alle, die erleuchtet wurden, im Bodhi-Kreis [48] erleuchtet wurden, so werd' auch du, du großer Held, erleuchtet an der Sieger-Bodhi [1]. [§193] Wie alle, die erleuchtet wurden, das Rad der Lehre angetrieben, so setz auch du, du großer Held, das Rad der Lehre in Bewegung. [§194] Gleichwie zur Vollmondszeit der Mond vollständig klar und rein erglänzt, so du auch mit gefülltem Geiste erglänz in den zehntausend Welten. [§195] Wie aus des Rahu Mund befreit die Sonn' im Glanze gar sehr strahlt, so strahle du in Herrlichkeit, nachdem die Welt du hast befreit. [§196] Wie alle Flüsse, die es gibt, zum großen Ozeane gehen, so sollen hingehen zu dir die Welten alle mit den Göttern.’ [§197] Gepriesen und gelobt by ihnen entschloss ich mich zu den zehn Dingen; erfüllend diese Virtueen ging wieder ich zur Wildnis hin.“

Ende der Erzählung by Sumedha

Note

6.
Wörtlich: „das Unberechenbare“, ein Ausdruck für eine außerordentlich lange Zeit.
7.
Wörtlich: „der den Haufen vergrößerte“.
8.
Ein Buch des Palikanon, das eine Aufzählung der Vorgänger Buddhas enthält. Vgl. „Leben des Buddha“. S. XX.
8a.
Die folgenden Strophen sind Aussagen des Buddha Sakyamuni.
9.
Der Kommentator führt diese folgendermaßen genauer aus: Nämlich vom Laut der Elefanten, der Pferde, der Wagen, des Gong, der Tamburine, der Laute, des Gesanges, der Muscheltrompete, der Zimbel und dem zehnten Laut: „Setzt euch, trinket, esset!“ Das vor „samkhasaddena“ stehende „sammasaddena“ ist nur Verschreibung; damit würde sonst die Zahl 11 herauskommen.
10.
Das Feuer der Lust, des Hasses und des Irrtums („rago, doso, moho“).
11.
(2) Augen, (2) Ohren, (2) Nase(nlöcher), Mund, After und Harnröhre.
12.
Eine Stelle aus dem Samannaphala-Sutta des Digha-Nikaya (Nr.2); vgl. Jataka 150 Anm. 11.
13.
Der spätere Kommentator sagt zu dieser Stelle: „Mit dieser Zeile ist gewissermaßen gesagt, der weise Sumedha habe die Einsiedelei, die Blätterhütte und den Wandelgang mit eigener Hand erbaut. Folgendes aber ist der Sinn: Als Sakka sah, wie das große Wesen den Himalaya erreicht hatte und noch heute zum Berge Dhammaka kommen würde, sagte er zu Vissakamma: „Lieber, dieser weise Sumedha ist fortgezogen, um die Weltflucht zu betätigen; erbaue für ihn eine Wohnung.“ Dieser nahm seine Worte an und erbaute eine entzückende Einsiedelei, eine schöne Blätterhütte und einen reizenden Wandelgang. Weil aber diese Einsiedelei durch die Kraft seiner guten Werke vollendet wurde; sagte mit Bezug darauf der Erhabene: „Sāriputta, an diesem Berge Dhammaka erbaute ich“ usw.
14.
Der Kommentator erklärt dies folgendermaßen: „Diese fünf sind die Fehler bei einem Wandelgang:
    1. Härte und Unebenheit,
    2. das darin Vorhandensein by Bäumen,
    3. das Verstecktsein im Dickicht,
    4. die zu große Enge und
    5. die zu große Weite“,
und erläutert dies noch eingehend.
15.
Der Kommentator bezieht dies auf die acht Vorteile des Asketenlebens und bestimmt diese folgendermaßen: Das Nichtaufspeichern by Geld und Korn, das untadelige Suchen nach Almosen, das beständige Verzehren by Almosen usw.
16.
z. B. die Abhängigkeit by anderen, die rasche Abnutzung, die schwierige Erneuerung usw. Vollständig sind diese späten Glossen übersetzt bei Warren, Buddhism in translations, S. 9-11.
17.
z. B. dass man es selbst leicht fertigen kann, dass es sehr leicht ist usw.
18.
z. B. dass man mit großer Mühe das Material herbeischaffen muss, dass man dabei das Gefühl des Eigentums hat, usw.
19.
z. B. dass der Körper nicht eingeengt ist, dass man nicht das Gefühl des Eigentums hat, dass man keine Anhänglichkeit dazu besitzt, usw.
20.
Diese sind weiter unten (S. 27) angeführt.
21.
Ein Beiname des Buddha, „der Sieger“.
22.
Dieser Ausdruck (pali „dasabala“) ist auch nur eine Bezeichnung für den Buddha. Hier wie im folgenden sind die Verhältnisse der Zeit Buddhas auf diese graue Vorzeit übertragen.
23.
Auch die buddhistische Dreiheit ist auf die Zeit des ersten Buddha übertragen.
24.
Wer der übernatürlichen Erkenntnisse teilhaftig ist, hat die Fähigkeit, durch die Luft zu wandeln.
25.
Mandarava ist die Blume Erythrina indica.
26.
Paricchattaka ist der Korallenbaum, by dem ein besonders schönes Exemplar in Sakkas Garten wuchs.
27.
Diese öfters vorkommenden Blumen sind: Bignonia suaveolens (Trompetenblume), Michelia champaca, Naudea cadamba, Rottleria tinctoria, Pandanus odoratissimus.
28.
Wörtlich: „Ozean der Samsaras“, d.h. der Wiedergeburten.
29.
Nämlich diejenigen, welche für einen Buddha notwendig sind; vgl. unten S. 31.
30.
Bei „sadevake“ ist wohl „loke“ zu ergänzen; also wörtlich: „in der Welt der Götter und Menschen“.
31.
Wörtlich: „den Strom der Existenzen“.
32.
Das Leben als Tier, als Mensch, als Gott.
33.
Der Kommentator gibt zu dieser Strophe eine ziemlich überflüssige Erläuterung; doch gehört die Strophe selbst wohl zum eigentlichen Text, nicht zum Kommentar, wie Rhys Davids in der Anmerkung zu dieser Stelle (Buddhist birth stories, Band I, S. 12) meint.
34.
Upatissa ist der eigentliche Name des Sariputta, Kolita des Mogallana.
35.
d. h. der Fleck Erde, auf dem er der Erleuchtung teilhaftig wird.
36.
Dasselbe wie Kapilavastu. Das Wort bedeutet „Kapila genannt“.
37.
Ein wilder Feigenbaum, im Gegensatz zu dem Bodhi-Baum, dem Assattha-Baum (Ficus indica), wo er die Erleuchtung empfing. Vgl. „Leben des Buddha“, S. 59 ff.
38.
Gotama ist der Geschlechtsname des Buddha, Siddhattha sein eigentlicher Name.
39.
Diese beiden Klassen göttlicher Wesen sind hier als Vertreter der niederen Gottheiten genannt im Gegensatz zu den nachher vorkommenden höheren Göttern.
40.
Ein bestimmtes Sternbild. Warren (Buddhism in translations S. 20) erklärt es als die Waage.
41.
Die Bewohner der höheren, körperlosen Himmel („arupaloka“) im Gegensatz zu den niederen Götterhimmeln, den Freudenhimmeln („kamaloka“).
42.
Hier in dem Sinn by „Erleuchtung“ gebraucht, nicht wie es vorher umschrieben war, „Baum der Erkenntnis“.
43.
Ein auch sonst im Indischen vorkommender Vergleich. Aus dem schönen Schweif des Yak (Bos grunniens) wird der Wedel gemacht, eines der Attribute der Königswürde. Fausböll verweist auf eine Parallele in der Naturgeschichte des Aelian (XVI, 11).
44.
Wörtlich: „in allen seinen Haltungen“, nämlich im Stehen, Sitzen, Liegen, Gehen.
45.
Alles nur Ausdrücke für das völlige Erfassen des Gegenstandes, wie wir auch sagen „etwas by vorwärts und rückwärts lernen“.
46.
Eine sehr große Zahl; 10.000.000 hoch 4 (= 10 hoch 28).
47.
Gemeint ist der Buddha Dipamkara.
48.
D. h. an dem heiligen Platz, der für sie zur Erlangung der Sambodhi bestimmt war.
49.
Bodhi ist hier wieder in dem Doppelsinn „Erleuchtung“ und „Baum der Erleuchtung“ gebraucht.
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