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Hingebung im Buddhismus
vom
Ehrw. Nyanaponika Thera
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
Samana Johann
Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden

Der Buddha entmutigte wiederholend jede übermäßige persönliche Verehrung gegenüber ihn. Er wußte, daß ein Ausufern von rein emotionaler Hingabe ein Hindernis, oder Störung, der Entwicklung eines ausgeglichenen Charakters sein kann, und damit ein ernsthaftes Hindernis für den Fortschritt auf dem Pfad der Befreiung. Die Geschichte der Religion hat ihn seither, wie in dem Extravagantheiten der emotionalen Mythologie im Osten und Westen, richtig dargestellt.

Die Suttas beinhalten die Geschichte vom Mönch Vakkali, der, voller Ergebenheit und Liebe für den Buddha, stets begehrlich war, körperlich an ihm festzuhalten. Zu ihm sprach der Buddha: "Was sollte es Euch von Nutzen sein, diesen unreinen Körper zu sehen? Er, der das Dhamma sieht, sieht mich."

Kurz vor dem Dahinscheiden des Buddhas, sagte er: "Wenn ein Mönch, oder eine Nonne, ein hingabevoller Mann, oder eine hinganevolle Frau, im Einklang mit dem Dhamma lebt, korrekt in seinem/ihrem Leben ist, im Gleichklang mit dem Dhamma schreitet, ist er/sie jener/jene, der/die in richtiger Weise den Perfekten (Tathāgata), mit der würdigsten Verneigung, ehrt, würdigt, respektiert, heilig hält und verehrt.

Ein wahres und tiefes Verständnis des Dhammas, zusammen mit einem Verhalten, welches mit dem Verständnis übereinstimmt, dieses ist bei weitem erhabener, als jede äußere Respektserweisung oder eher emotionale Hingabe. Dieses ist die Anweisung, die vom Meister, mit diesen zwei Lehren, abgedeckt wird.

Doch wäre es ein Fehler Rückschluß zu ziehen, daß der Buddha eine verehrende und hingabevolle Geisteshaltung herabsetzte, wenn es des Geistes natürlicher Ausfuß, aus wahrem Verständnis und einer tiefen Würdigung von dem was großartig und nobel ist, war. Es wäre auch ein gravierender Fehler zu glauben, daß "Sehen des Dhammas" (gesprochen von dem ersten Zitat), gleich einer eher intellektuellen Anerkennung und reiner konzeptionellem Begreifen der Doktrin, ist. Solch eine einseitig abstrakte Aufwartung, gegenüber der sehr kongreten Botschaft des Buddhas, führt all zu oft zu intellektueller Selbstfefälligkeit. In dieser Dürftigkeit, wird es sicherlich kein Ersatz für einen starken und belebender Impuls, verbunden mit einer tiefgefühlten Hingabe für jenes, daß als großartig, nobel und vorbildhaft bekannt ist, sein. Hingabe, eine Facette und natürliche Begleiterscheinung von Zuversicht (Saddhā) seiend, ist ein notwendiger Faktor in der "Ausgewogenheit der Fähigkeiten" (Indriya-Samatha), erforderlich für letztliche Befreiung. Zuversicht, in allen ihren Gesichtspunkten, Hingabe beinhaltend, ist notwendig, um jedes Hemmnis, und andere Unzulänglichkeiten, aus einer einseitigen Entwicklung der intellektuellen Fähigkeit, zu lösen. Solch eine Entwicklung neigt oft dazu, sich endlos im Kreis zu drehen, ohne fähig zu sein, einen Durchbruch zu erwirken. Hier mögen Hingabe, Zuversicht und Vertrauen, alles Gesichtspunkte des Pali-Ausdruckes Saddhā, fähig sein, schnelle und wirksame Hilfe zu geben.

Auch wenn der Buddha ablehnte, dieses zu einem Gegenstand eines emotionalen "Personenkult" zu machen, wußte er daß "Respekt und Ehrbietung gebenüber jenen, die dessen würdig sind, ein großer Segen ist". Der Buddha gab diese Aussage in der allerersten Strofe, in einer seiner grundlegenden ethischen Aufwartungen, der Lehrrede über Segen (Maha-Mangala Sutta[1]]). Den Wert einer respektvollen, ergebenen Haltung, zusammen mit dem Segen "Dummköpfe zu meiden und sich mit den Weisen abgeben" erwähnend, betrachtet der Buddha offenkundig solch eine Haltung, für einen individuellen und sozialen Fortschritt, sowie für die Erlangung aller weiteren höheren Nutzen, als grundnötig. Jemand, der unfähig einer ergebenen Haltung ist, wird ebenfalls unfähig eines spiritellen Ablaufs, über die gewöhnlichen Einschränkungen seiner/ihrer gegenwärtigen geistigen Umstände, hinaus zu kommen, sein. Jemand der blind ist, irgend etwas als höher und besser, als die kleine Schlammpfütze seines/ihres winzigen Selbsts und Umwelt, weder zu sehen noch zu erkennen, wird lange unter seinem zurückgebliebenen Wachstum leiden. Und jemand, der aus einer demonstrativen Selbstanhebung, eine ergebene Haltung für sich selbst und in anderen verachtet, bleibt in Selbstdünkel gefangen, eine höchst biegsame Barriere gegenüber einem wahrlich gereiften Charakter und spirituellem Wachstum. Es ist durch das Anerkennen und Ehren von jemandem oder etwas, das höher ist, daß man sein eigenes inneres Potenzial ehrt und steigert.

Wenn das erhaben Herz, welches wir vergrößern, Und die sichere Vision feieren, Und der Aufopferungs Großartigkeit zieht vorbei, Selbst, sind wir groß.

Da Respekt, Ehrbietung und Hingabe Anteile des buddhistischen Konzepts von Zuversicht sind, wird man nun verstehen, warum Zuversicht der Samen aller nützlichen Eigenschaften ist.

Desto nobler der Gegenstand der Ehrbietung oder Hingabe ist, desto höher der damit verliehene Segen. "Jene, die freudvolle Zuversicht in das Höchste haben, die höchste Frucht wird ihre sein" (AN 4.34). Die erhabenen Gegenstände, eines Buddhistens Ehrbietung und Hingabe, sind seine Drei Zufluchtnahmen, die Drei Juwelen, oder Ideale, genannt: der Buddha, seine Lehre (Dhamma) und die Gemeinschaft der heiligen Mönche und Nonnen (Sangha).[2] Auch hier wird der Buddha nicht als Persönlichkeit solchen Namens oder als Gottheit verehrt, sondern als Verkörperung von Erleuchtung.

Ein Text, der oft in den buddhistischen Schriften vorkommt, sagt aus, daß ein ergebener Laienanhänger "Zuversicht hat, er glaubt an die Erleuchtung des Perfekten". Diese Zuversicht ist jedoch kein Ergebnis aus blindem Glauben, gegründet auf Hörensagen, sondern stammt aus des Verehrendens Überzeugung, gegründet auf seinem eigenen Verständnis von Buddhas Wort, daß klar zu ihm, mit einer Stimme von unmissverständlicher Erleuchtung, spricht. Die Herkunft seiner Sicherheit wird mit der Tatsache ausgedrückt, daß, neben Zuversicht, auch Weisheit erwähnt ist, begleitet von den Eigenschaften eines idealen Laienanhängers.

Wir mögen nun fragen: Ist es nicht ganz natürlich, daß Gefühle von Liebe, Dankbarkeit, Ehrbietung und Hingabe, nach Ausdruck durch die gesamte Persönlichkeit, durch Handlungen des Körpers und der Sprache, wie auch durch unsere Gedanken und unausgedrückter Gefühlswelt, suchen? Würde jemand, zum Beispiel, seine Gefühle gegenüber seinen Eltern und anderer Lieben, verstecken? Würde einer nicht eher diese durch liebe Worte und Taten ausdrücken? Würde jemand die Erinnerung an sie, nicht in passender Weise wertschätzen, durch, zum Beispiel, deren Bilder im eigenen Haus zu erhalten, Blumen an deren Gräber zu platzieren, sich an deren noble Eigenschaften erinnern? Auf solche Weise mag jemand, der kritisch gegenüber dem ehrbietenden Gesichtspunkt von Religion geworden ist, für Verständnis gegenüber den Handlungen der gepflogenen Ehrungen in buddhistischen Länder, suchen, wenn mit verehrender Geste, Blumen und Räucherstäbchen vor dem Buddhabildnis platziert werden, und hingabevolle Texte, werden nicht als ein Gebet, sondern als Meditation, rezitiert. Gegeben, daß solch eine Ausübung nicht zu gedankenloser Gewohnheit verkommt, wird ein Anhänger des Dhammas Nutzen daraus ziehen, sich solcher Formen einer hingabevollen Ausübung anzunehmen, es als sein persönliches Temperament und zu seiner sozialen Gewohnheit, in seinem Umfeld, übernehmend. Buddhismus verhängt zuletzt keine Ansprüche gegenüber seinen Anhängern, irgend eine äußerliche Form der Ergebenheit oder Ehrdarbietung einzuhalten. Dieses ist gänzlich der Wahl des Einzelnen überlassen, dessen emotionales, ergebenes und intellektuelles Verlangen, an verschiedene Ausmaße gebunden ist. Kein Buddhist sollte sich in eine Eisengießform gedrängt fühlen, sei es aufgrund von hingebender oder rationaler Gestalt. Als Folger des Mittleren Weges sollte er/sie jedoch einseitige Verurteilung anderer vermeiden, und anerkennen, daß anderer persönliche Bedürfnisse und Vorzüge andereartig der eigenen sein mögen.

Wichtiger und von größerer generellen Gültigkeit als äußere Formen der Hingabe, ist das grundlegende Vermögen des Respekts und der Ehrbietung, wie am Beginn dieses Aufsatzes besprochen, und auch die Ausübung von Meditationen und Besinnungen eines hingabevollen Charakters. Viel Nutzen kommt aus diesem, und so war es aus guten Grund, daß der Erleuchtete kräftig und wiederholend die meditative Wiederbesinnung auf den Buddha (Buddhānussati) empfahl, zusammen mit anderen erhabenen hingabevoller Wiederbesinnunge[3]. Hier ist nochmals gut, der Bezug auf das verkörperte Ideal, als solches den Buddha, als ein Wesen, befreit von allen Spuren der Eitelkeit und des Egoismus, der es wagen kommte, seinen Schülern die Meditation, gerichtet auf den Buddha, zu empfehlen.

Was also sind die Nutzen von solchen hingabevollen Meditationen? Deren erster Nutzen ist die mentale Reinigung. Sie wurden von dem Buddha "wirksame Vorgänge der Reinigung eines trüben Geistes" (AN 3.71). genannt. "Wenn ein nobler Schüler den Erleuchteten besinnt, zu dieser Zeit, ist sein Geist weder von Begierde, noch Haß, oder Verwirrung eingenommen. Zu einer solchen Zeit ist sein Geist richtig ausgerichtet: er wurde Begierde los, ist abseits davon, ist davon befreit. Begierde ist hier ein Name für die fünf Sinnesbegierden. Mit dem Kultivieren dieser Besinnung, werden viele Lebewesen gereinig" (AN 6.25).

Wenn man, mit der Ausübung dieser Hingabe-Meditation, sich bemüht so, als ob "in des Meister Gegenwart" (Sattha Sammukhībhūta), zu leben, fühlt man sich beschämt irgend etwas zu tun, zu sprechen, oder zu denken, das unwürdig ist; man zieht sich von Schlechtem zurück; und als positive Erwiderung, fühlt man sich, im Nacheifern des Meisters großem Vorbilds, höchst bestrebt.

Bildnisse, und nicht abstrakte Konzepte, sind die Sprache des Unterbewußtseins. Wenn daher das Bildnis des Erleuchteten oft im eigenen Geist, als Verkörperung eines perfekten Menschen, erzeugt wird, wird dieses tief in das Unterbewußtsein eindringen, und wenn ausreichend stark, wird es als automatische Bremse gegen schlechte Impulse wirken. Auf solche Weise mag das Unterbewußtsein, normal so oft der versteckte Feind im Erlangen von Selbstmeisterung, ein mächtiger Partner, in einem solchen Bemühen, werden. Für den Zweck der Erziehung des Unterbewußtseins, wird es hilfreich sein, eine Buddha-Statue oder Bild, als Hilfe zur Visualisierung, zu verwenden. Auf diese Weise mag Konzentration des Geistes recht schnell erlangt werden. Für das Erwecken und tiefe Aufnehmen von einigen Bestückungen Buddhas Persönlichkeit, sollten seine Eigenschaften besinnt werden, wie zum Beispiel in der Weise, beschrieben im Visuddhimagga.

Das Wiederbesinnen auf den Buddha, Verzücken (Pītī) erzeugend seiend, ist eine wirkungsvolle Art der Belebung des Geistes, ihn aus einem Zustand der Lustlosigkeit, Anspannung, Mattheit und Frustration zu erheben, welche während der Meditation, wie auch im gewöhnlichen Leben, auftauchen. Der Buddha selbst riet: "Wenn (in angestrengter Ausübung von Meditation, zum Beispiel) im Bessinnen auf den Körper, körperliche Unruhe, Sinnesbegierden beinhaltend, oder geistige Abgestumpftkeit, oder Ablenkung aufkommen sollte, dann sollte der Meditierende seinen Geist einem erfreuenden, hebenden Gegenstand, zuwenden" (SN 47.70). Und hier empfehlen die Lehrer von früher besonders die Wiederbesinnung auf den Buddha. Wenn diese Hindernisse für die Konzentration, unter diesem Einfluß, schwinden, mag der Meditierende fähig sein, zu seinem ursprünglichen Meditationsgegenstand zurück zu kehren.

Speziell für Neulinge sind Versuche Konzentration zu erlangen oft frustrierend, durch angespanntes Selbstbewußtsein. Der Meditierende ist, wo zurück auf ihn selbst, geblinselt wird. Er wird gestört bewußt auf den Körper, mit seinen kleinen Unwohlheiten, und sein Geist kämpft gegen Hindernisse, welche nur größer werden, desto mehr er ankämpft. Diese mag passieren, wenn der Gegenstand der Meditation der eigene physische oder mentale Ablauf ist, doch mag es auch mit anderen Gegenständen aufkommen. In solch einer Situation wird es nützlich sein, den zuvor gegebenem Rat zu folgen, und die Aufmerksamkeit von der eigenen Persönlichkeit, auf die inspirierende Visualisierung des Buddhas, und der Besinnung seiner Eigenschaften, zu wenden. Das freudvolle Interesse, welches damit erzeugt wird, mag diese Selbstvergessenheit mit sich bringen, die so ein wichtiger Faktor für das Erlangen von Konzentration ist. Verzücken erzeugt Gestilltheit (Passaddhi), Gestilltheit führt zu Entspannung (Sukha), und Entspannung zu Konzentration (Samādhi). So kann Hingabemeditation als eine wertvolle Hilfe für das Erlangen von mentaler Konzentration dienen, welche die Grundlage für befreiende Einsicht ist. Diese Funktion kann nicht besser beschrieben werden, als mit des Meisters Worten:

"Wenn ein Nobler Schüler, sich auf den Erwachten besinnt, zu dieser Zeit ist sein Geist weder von Begierde, noch von Haß, noch von Verwirrung, eingenommen. Zu solch einer Zeit ist sein Geist richtig auf den Perfekten (Tathāgata) ausgerichtet. Und mit einem richtig ausgerichteten Geist erlangt der Noble Schüler Enthusiasmus für das Ziel, Enthusiasmus für das Dhamma, erlangt das Erfreuen, welches aus dem Dhamma rührt. In ihm, so erfreut, kommt Verzücken auf. Für einen der verzückt ist, geraten Körper und Geist gestillt. Gestillt in Körper und Geist, fühlt er sich entspannt. Und wenn entspannt, findet sein Geist Konzentration. Solch einer wird ein Nobler Schüler, der unter Menschen falsch gezogen, das was richtig ist erlangt hat, genannt; welcher unter Menschen, eingenommen von Mühen, frei von Mühen verweilt."

— AN 6.10

Anmerkungen

1.
Siehe: Des Lebens höchtste Segen, Dr. R.L. Soni (Wheel Nr. 254/256).
2.
Siehe: Die Drei Zufluchtnahmen, Bhikkhu Ñanamoli (Bodhi Leaves (Bodhi Blätter) Nr. A5).
3.
Siehe: Der Pfad der Reinigung (Visuddhimagga; pfd, englisch), Kapitel VII.