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MN 61
PTS: M i 414
Ambalatthika-rahulovada Sutta: Anweisungen an Rahula am Mangofels
übersetzt aus dem Pali von
Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
Laien für ZzE
Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden
Alternative Formate: [audio icon]

Ich habe gehört, daß der Befreite zu einem Anlaß nahe Rajagaha, im Bambushain, der Eichhörnchen-Futterstelle, verweilte.

Zu dieser Zeit befand sich der Ehrw. Rahula[1] am Mangofels. Dann ging der Befreite, sich aus seiner Zurückgezogenheit am späten Nachmittag erhebend, dort hin, wo sich der Ehrw. Rahula am Mangofels befand. Der Ehrw. Rahula sah ihn schon aus der Ferne kommen, und ihn sehend, richtete er einen Sitzplatz an, sowie Wasser zum Reinigen der Füße. Der Befreite setzte sich auf den angerichteten Sitzplatz, und niedergesetzt wusch er seine Füße. Der Ehrw. Rahula, sich vor ihm verneigt, setzte sich an eine Seite.

Dann sagte der Befreite, ein bisschen Wasser in der Wasserschöpfkelle belassend, zum Ehrw. Rahula: "Rahula, sieht Er das bisschen an Restwasser, das in der Wasserschöpfkelle verblieben ist?"

"Ja, Herr."

"Das ist, wie wenig von einem Besinnlichen [2] zurück ist, in einem, der keine Scham hat, eine wohlerwoge Lüge zu erzählen."

Das bisschen an Restwasser weg geschüttet, sagte der Befreite zum Ehrw. Rahula: "Rahula, sieht Er, wie dieses bisschen Restwasser weg geschüttet wird?"

"Ja, Herr."

"Rahula, was immer da von einem Besinnlichen in einem, der keine Scham im Erzählen einer wohlerwogen Lüge fühlt, sein mag, wird weg geschüttet wie dies.

Nachdem die Wasserschöpfkelle umgedreht, sagte der Befreite zum Ehrw. Rahula: "Rahula, sieht Er, wie diese Wasserschöpfkelle umgedreht wird?"

"Ja, Herr."

"Was immer da an einem Besinnlichen in einem, der keine Scham im Erzählen einer wohlerwogen Lüge fühlt, sein mag, wird umgedreht wie dies."

Nachdem die Wasserschöpfkelle recht aufgedreht, sagte der Befreite zum Ehrw. Rahula: "Rahula, sieht Er, wie leer und ausgehöhlt diese Wasserschöpfkelle ist?"

"Ja, Herr."

"Was immer da an einem Besinnlichen in einem, der keine Scham im Erzählen einer wohlerwogen Lüge fühlt, sein mag, ist leer und ausgehöhlt wie dies."

"Rahula, es ist wie mit einem königlichen Elefanten: großartig, reinrassig, zu kämpfen gewohnt, seine Stoßzähne wie Wagenschwellen. In einen Kampf gezogen, benutzt er seine Vorderbeine und seine Hinterbeine, seine Vorderviertel und Hinterviertel, seinen Kopf, seine Ohren und Stoßzähne und seinen Schwanz, doch hält er seinen Rüssel einfach schützend zurück. Der Elefantenabrichter bemerkt dies und denkt: 'Dieser königliche Elefant hat sein Leben nicht für den König aufgegeben.' Doch wenn der königliche Elefant... in einen Kampf gezogen, seine Vorderbeine und seine Hinterbeine, seine Vorderviertel und Hinterviertel, seinen Kopf, seine Ohren und Stoßzähne, seinen Schwanz und seinen Rüssel benutzt, sieht dies der Abrichter und denkt: 'Dieser königliche Elefant hat sein Leben für den König aufgegeben. Da ist nichts, was er nicht tun würde.'

"In selber Weise behält es seine Wahrheit mit jemandem der keine Scham im Erzählen einer überlegten Lüge fühlt: Da ist kein Böses, sage ich Euch, das er nicht tun würde. Daher, Rahula, sollt Ihr Euch selbst üben: 'Ich werde keine wohlerwoge Lüge erzählen, nicht einmal im Scherz.'

"Was denkt Ihr, Rahula: Wozu ist ein Spiegel?"

"Zur Gegenbetrachtung, Herr."

"In selber Weise, Rahula, sind körperliche Taten, verbale Taten und geistige Taten mit wiederholter Gegenbetrachtung zu tun.

"Wenn immer Ihr eine körperliche Tat vollziehen wollt, solltet Ihr diese gegenbetrachten: 'Diese körperliche Tat, die ich vollziehen will - würde sie zu Selbst-Leid führen, zum Leid für andere oder zu beidem? Ist sie eine ungeschickte körperliche Tat, mit schmerzvollen Nachwirkungen, schmerzvollen Ergebnissen?' Wenn Ihr mit dem Gegenbetrachten wißt, daß sie zu Selbst-Leid, zu Leid für andere oder zu beidem führen würde; sie eine ungeschickte körperliche Tat wäre, mit schmerzvollen Nachwirkungen, schmerzvollen Ergebnissen, dann ist jede körperlichen Tat von dieser Art völlig unpassend für Euch zu tun. Aber wenn Ihr mit dem Gegenbetrachten wißt, daß sie kein Leiden verursacht... sie eine geschickte körperliche Tat mit wohlen Nachwirkungen, wohlen Ergebnissen wäre, dann ist jede körperlichen Tat von dieser Art, für Euch passend zu tun.

"Während Ihr eine körperliche Tat vollzieht, solltet Ihr diese gegenbetrachten: 'Diese körperliche Tat, die ich vollziehe - führt sie zu Selbst-Leid, zum Leid für andere oder zu beidem? Ist sie eine ungeschickte körperliche Tat, mit schmerzvollen Nachwirkungen, schmerzvollen Ergebnissen?' Wenn Ihr mit dem Gegenbetrachten wißt, daß sie zu Selbst-Leid, zu Leid für andere oder zu beidem führt... solltet Ihr sie aufgeben. Aber wenn Ihr mit dem Gegenbetrachten wißt, daß diese nicht... mögt Ihr damit fortsetzten.

"Eine körperliche Tat vollzogen, solltet Ihr diese gegenbetrachten... Wenn Ihr mit dem Gegenbetrachten wißt, daß sie zu Selbst-Leid, zum Leid anderer oder zu beidem geführt hat, dann solltet Ihr sie gestehen, aufdecken, sie vor Eurem Lehrer oder wissensfähigen Gefährten im heiligen Leben offen legen. Sie gestanden... solltet Ihr Beherrschung für die Zukunft üben. Aber wenn Ihr mit dem Gegenbetrachten wißt, daß sie nicht zu Leiden geführt hat... sie eine geschickte körperliche Tat mit wohlen Nachwirkungen, wohlen Ergebnissen war, dann solltet Ihr geistig erquickt und freudvoll bleiben, Tag und Nacht in geschickten geistigen Qualitäten übend.

"Wenn immer Ihr eine verbale Tat vollziehen wollt, solltet Ihr diese gegenbetrachten: 'Diese verbale Tat, die ich vollziehen will - würde sie zu Selbst-Leid führen, zum Leid für andere oder zu beidem? Wäre sie eine ungeschickte verbale Tat, mit schmerzvollen Nachwirkungen, schmerzvollen Ergebnissen?' Wenn Ihr mit dem Gegenbetrachten wißt, daß sie zu Selbst-Leid, zu Leid für andere oder zu beidem führen würde; sie eine ungeschickte verbale Tat wäre, mit schmerzvollen Nachwirkungen, schmerzvollen Ergebnissen, dann ist jede verbale Tat von dieser Art völlig unpassend für Euch zu tun. Aber wenn Ihr mit dem Gegenbetrachten wißt, daß sie kein Leiden verursachen würde... sie eine geschickte verbale Tat mit wohlen Nachwirkungen, wohlen Ergebnissen wäre, dann ist jede verbale Tat von dieser Art, für Euch passend zu tun.

"Während Ihr eine verbale Tat vollzieht, solltet Ihr diese gegenbetrachten: 'Diese verbale Tat, die ich vollziehe - führt sie zu Selbst-Leid, zum Leid für andere oder zu beidem? Ist sie eine ungeschickte verbale Tat, mit schmerzvollen Nachwirkungen, schmerzvollen Ergebnissen?' Wenn Ihr mit der Gegenbetrachtung wißt, daß sie zu Selbst-Leid, zu Leid für andere oder zu beidem führt... solltet Ihr sie aufgeben. Aber wenn Ihr mit der Gegenbetrachtung wißt, daß diese nicht... mögt Ihr damit fortsetzten.

"Eine verbale Tat vollzogen, solltet Ihr diese gegenbetrachten... Wenn Ihr mit der Gegenbetrachtung wißt, daß sie zu Selbst-Leid, zum Leid anderer, oder beidem geführt hat, dann solltet Ihr sie gestehen, aufdecken, sie vor Eurem Lehrer oder wissensfähigen Gefährten im heiligen Leben offen legen. Sie gestanden... solltet Ihr Beherrschung für die Zukunft üben. Aber wenn Ihr mit der Gegenbetrachtung wißt, daß sie nicht zu Leiden geführt hat... sie eine geschickte verbale Tat mit wohlen Nachwirkungen, wohlen Ergebnissen war, dann solltet Ihr geistig erquickt und freudvoll verbleiben, Tag und Nacht in geschickten geistigen Qualitäten übend.

"Wenn immer Ihr eine geistige Tat vollziehen wollt, solltet Ihr diese gegenbetrachten: 'Diese geistige Tat, die ich vollziehen will - würde sie zu Selbst-Leid führen, zum Leid für andere oder zu beidem? Wäre sie eine ungeschickte geistige Tat, mit schmerzvollen Nachwirkungen, schmerzvollen Ergebnissen?' Wenn Ihr mit der Gegenbetrachtung wißt, daß sie zu Selbst-Leid, zu Leid für andere oder zu beidem führen würde; sie eine ungeschickte geistige Tat wäre, mit schmerzvollen Nachwirkungen, schmerzvollen Ergebnissen, dann ist jede geistige Tat von dieser Art völlig unpassend für Euch zu tun. Aber wenn Ihr mit der Gegenbetrachtung wißt, daß sie kein Leiden verursacht... sie eine geschickte geistige Tat mit wohlen Nachwirkungen, wohlen Ergebnissen wäre, dann ist jede geistige Tat von dieser Art, für Euch passend zu tun.

"Während Ihr eine geistige Tat vollzieht, solltet Ihr diese gegenbetrachten: 'Diese geistige Tat, die ich vollziehe - führt sie zu Selbst-Leid, zum Leid für andere oder zu beidem? Ist sie eine ungeschickte geistige Tat, mit schmerzvollen Nachwirkungen, schmerzvollen Ergebnissen?' Wenn Ihr mit der Gegenbetrachtung wißt, daß sie zu Selbst-Leid, zu Leid für andere oder zu beidem führt... solltet Ihr sie aufgeben. Aber wenn Ihr mit der Gegenbetrachtung wißt, daß diese nicht... mögt Ihr damit fortsetzten.

"Eine geistige Tat vollzogen, solltet Ihr diese gegenbetrachten... Wenn Ihr mit der Gegenbetrachtung wißt, daß sie zu Selbst-Leid, zum Leid anderer, oder beidem geführt hat, dann solltet Ihr bestürzt, beschämt und angewidert darüber sein. Bestützt, beschämt und angewidert davon, solltet Ihr Beherrschung für die Zukunft üben. Aber wenn Ihr mit der Gegenbetrachtung wißt, daß sie nicht zu Leiden geführt hat... sie eine geschickte geistige Tat mit wohlen Nachwirkungen, wohlen Ergebnissen war, dann solltet Ihr geistig erquickt und freudvoll verbleiben, Tag und Nacht in geschickten geistigen Qualitäten übend.

"Rahula, all diese Brahmanen und Besinnlichen im Verlauf der Vergangenheit, die ihre körperlichen Taten, verbalen Taten und geistigen Taten gereinigt haben, taten dies durch wiederholte Gegenbetrachtung ihrer körperlichen Taten, verbalen Taten und geistigen Taten, in genau dieser Weise.

"All diese Brahmanen und Besinnlichen im Verlauf der Zukunft, die ihre körperlichen Taten, verbalen Taten und geistigen Taten reinigen werden, werden dies durch wiederholende Gegenbetrachtung ihrer körperlichen Taten, verbalen Taten und geistigen Taten tun, in genau dieser Weise tun.

"All diese Brahmanen und Besinnlichen in der Gegenwart, die ihre körperlichen Taten, verbalen Taten und geistigen Taten reinigen, tun dies durch wiederholende Gegenbetrachtung ihrer körperlichen Taten, verbalen Taten und geistigen Taten, in genau dieser Weise.

"Deshalb, Rahula, solltet Ihr Euch selbst üben: 'Ich werde meine körperlichen Taten durch wiederholende Gegenbetrachtung reinigen. Ich werde meine verbalen Taten durch wiederholende Gegenbetrachtung reinigen. Ich werde meine geistigen Taten durch wiederholende Gegenbetrachtung reinigen."

Das ist was der Befreite sprach. Befriedet erfreute sich der Ehrw. Rahula an den Worten des Befreiten.

Anmerkungen

1.
Rahula: Buddhas Sohn, der entsprechend den Kommentaren, sieben Jahre alt war, als er diese Lehrrede bekommen hat.
2.
Samañña. In allen antiken Kulturen wurden die Terminologien der Musik genutzt, um moralische Qualitäten von Leuten und Handlungen zu beschreiben. Aus dem Akkord fallende Pausen oder schlecht gestimmte musikalische Instumente waren Gleichnisse von Schlechtem; gut in den Akkord passende Pausen und gut gestimmte musikalische Instumente waren Gleichnisse für Gutes. Im Pali beschreibt der Ausdruck sama - "eben (ausgeglichen)" ein Intrument das den Ton trifft. Da gibt es die berühmte Passage (in AN 6.55) wo Buddha Sona Kolivisa erinnert (er hatte seine Praxis überstrapaziert), daß ein geschmeidiger Ton nur dann aufkommt, wenn die Seiten weder zu stark noch zu lax gespannt, jedoch "eben" gestimmt sind. Dieses Bild spiegelt ganz besonders die Lehren Buddhas über den mittleren Weg wieder. Es findet sich auch in der Bedeutung samana, ein Mönch oder Besinnlicher, wieder und dieses wird in den Texten oft als vom Wort sama abstammend beschrieben. Das Wort samañña "Ebenheit", die Qualität gut gestimmt zu sein, beschreibt auch die Eigenschaft ein Besinnlicher zu sein: Der wahre Besinnliche ist stets gut gestimmt mit dem was passend und gut ist.

Siehe auch: MN 62; MN 147.

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