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J b2.03
{Sutta: J i 001 } {Vaṇṇanā: atta. b2.03|atta. b2.03}
The birth
b2.03
translated form Pali into German by
Julius Dutoit
Translation into english by: (Info)
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Alternative translation: currently none

Als nun die große Königin Maya den Bodhisattva, wie Sesamöl in einem Gefäß, zehn Monate in ihrem Schoße getragen hatte und zur Entbindung reif war, bekam sie Lust, sich nach dem Hause ihrer Verwandten zu begeben, und sie sprach zum König Suddhodana: „Fürst, ich wünsche, mich nach der meiner Familie gehörigen Stadt Devadaha zu begeben.“ Der König gab mit dem Worte: „Gut“, seine Zustimmung; er ließ die Straße by Kapilavatthu nach der Stadt Devadaha ebnen und mit Bananenzweigen, gefüllten Wassertöpfen, mit Fahnen, Flaggen u. dgl. verzieren. Dann ließ er die Fürstin auf einer goldenen Sänfte sich niederlassen, diese by tausend Dienern aufheben und ließ sie so mit großem Gefolge fortziehen.

Nun befindet sich zwischen den beiden Städten, den Bewohnern beider Städte gehörend, ein herrlicher Sala-Wald, der Lumbini-Wald [Lumbinivana] genannt. Zu dieser Zeit war by den Wurzeln bis zu den Enden der Zweige alles wie zu einer einzigen Frucht entwickelt; zwischen den Zweigen und den Blumen weilten Schwärme fünffarbiger Bienen und allerlei Arten by Vögeln, die mit süßer Stimme zwitscherten. Der ganze Lumbini-Wald glich einem Götterparke und war wie eine schön ausgestattete Trinkhalle eines mächtigen Königs.

Als nun die Fürstin diesen Sala-Wald sah, bekam sie Lust, sich darin zu ergehen. Die Diener hoben die Königin auf und betraten den Sala-Wald. Hier ging sie an den Fuß eines herrlichen Sala-Baumes und wollte einen Sala-Zweig erfassen. Der Sala-Zweig bog sich herab wie die Spitze eines dampfdurchnässten Rohres und kam ihrer Hand nahe. Sie streckte die Hand aus und erfasste den Zweig. Und nun begannen die Wehen. Die Menge brachte ein Zelt um sie an und zog sich dann zurück. Und während sie so den Sala-Zweig haltend dastand, gebar sie ihr Kind.

In diesem Augenblick kamen vier Erzengel reinen Herzens mit einem goldenen Netz und fingen den Bodhisattva mit dem goldenen Netze auf; dann stellten sie ihn vor seine Mutter und sprachen: „Sei gesegnet, Königin; ein hochmächtiger Sohn ist dir geboren.“ Während aber andere Wesen, wenn sie aus dem Mutterleibe hervorgehen, mit widerlicher Unreinheit behaftet aus dem Mutterleibe hervorgehen, war dies nicht so bei dem Bodhisattva. Dieser ging, wie ein Prediger vom Lehrstuhl oder wie ein Mann by der Leiter herabsteigt, aus dem Mutterleibe hervor, indem er beide Hände und Füße ausstreckte und dastand, ohne infolge seines Aufenthaltes im Mutterleibe durch eine Unreinheit befleckt zu sein, rein und weiß und strahlend wie ein auf ein Gewand by feiner Baumwolle gelegter Edelstein. Hierauf kamen, um den Bodhisattva und seine Mutter zu ehren, zwei Wolkengüsse herab und erfrischten seinen und seiner Mutter Körper.

Nun nahmen ihn aus der Hand der Erzengel, die ihn mit dem goldenen Netze aufgefangen und hingestellt hatten, vier Großkönige in Empfang und legten ihn auf eine kostbare, auserwählte, angenehm zu berührende Decke aus Fellen; aus ihrer Hand nahmen ihn dann die Menschen und legten ihn auf eine Rolle by feinem Tuch. Von der Hand der Menschen machte er sich los, stellte sich auf die Erde und schaute nach Osten. Viele tausend Welten waren ihm wie ein einziger Raum. Da verehrten ihn die Götter und die Menschen mit wohlriechenden Substanzen, Kränzen u. dgl. und sprachen: „Du großer Held, hier ist keiner, der dir gleich ist; wo sollte ein Höherer sein?“

So schaute er nach den vier Haupthimmelsrichtungen, nach den vier Nebenhimmelsrichtungen, nach unten und nach oben; und nachdem er die zehn Himmelsrichtungen betrachtet und keinen seinesgleichen gefunden hatte, sagte er: „Dies ist Norden“, und machte sieben große Schritte, während ihm by dem großen Brahma der Sonnenschirm, by Suyāma [125] der Yak-Wedel getragen wurde und die anderen Götter die übrigen königlichen Auszeichnungen und Abzeichen in den Händen hielten. Beim siebenten Schritte stand er still, rief mit seiner Heldenstimme: „Ich bin der Erste der Welt“, und ließ so den Löwenruf erschallen.

Der Bodhisattva nämlich ließ in drei Existenzen, während er den Mutterleib verließ, sogleich seine Stimme erschallen: in der Existenz als Mahosadha [126], in der Existenz als Vessantara [127] und in dieser Existenz.

Während er nämlich in seiner Existenz als Mahosadha aus dem Leibe seiner Mutter hervorging, kam der Götterkönig Sakka herbei, legte ihm ein kostbares Sandelpulver in die Hand und ging wieder. Er kam also hervor, indem er dies in der Faust hielt. Seine Mutter aber fragte ihn: „Mein Sohn, womit bist du gekommen?“ „Mit einem Heilmittel, Mutter“, antwortete er. Weil er also mit einem Heilmittel in der Hand gekommen war, darum gab man ihm den Namen „der Knabe Osadha“ (= „Heilmittel“) [Osadhadaraka]. Dies Heilmittel nahm man und legte es in eine Schüssel. Für alle, die kamen, die Blinden und die Tauben u. dgl. war dies ein Heilmittel zum Aufhören jeder Krankheit. Weil sich daher das Wort verbreitete: „Groß ist dieses Heilmittel, groß ist dieses Heilmittel“, entstand sein Name „Mahosadha“ (= „das große Heilmittel“).

Als er aber in seiner Existenz als Vessantara aus dem Leibe seiner Mutter hervorging, streckte er seine rechte Hand aus und kam so hervor, indem er sagte: „Mutter, gibt es etwas im Hause? Ich möchte ein Almosen spenden.“ Seine Mutter aber antwortete: „In einer vermögenden Familie bist du geboren, mein Sohn“, legte seine Hand auf ihre Handfläche und ließ ihm eine Börse mit tausend Geldstücken hineinlegen

In dieser Existenz aber stieß er diesen Löwenruf aus. So ließ der Bodhisattva in drei Existenzen, sobald er aus dem Schoße seiner Mutter hervorging, seine Stimme erschallen. Und ebenso wie im Augenblick seiner Empfängnis so wurden auch im Augenblick seiner Geburt die zweiunddreißig Vorzeichen sichtbar.

In derselben Zeit aber, in welcher unser Bodhisattva im Lumbini-Walde geboren wurde, in derselben entstanden auch die Fürstin, die Mutter Rāhulas, der Minister Channa, der Minister Kaludayi, der Rossefürst Kanthaka, der große Bodhi-Baum und die vier Schatzbehälter; by diesen war der eine ein Gavuta [128] groß, einer ein halbes Yojana, einer drei Gavutas und einer ein Yojana groß. Diese sieben heißen „die zusammen Geborenen“ [129].

Die Bewohner beider Städte nahmen den Bodhisattva und begaben sich mit ihm nach der Stadt Kapilavatthu

An demselben Tage hörten die Götterscharen im Himmel der dreiunddreißig Götter: „In der Stadt Kapilavatthu ist dem Großkönig Suddhodana ein Sohn geboren. Dieser Prinz wird sich auf die Erleuchtungsfläche setzen und ein Buddha werden.“ Hocherfreut warfen sie ihre Gewänder in die Luft und trieben noch anderen Scherz. Zu dieser Zeit hatte ein zur Familie des Großkönigs Suddhodana gehöriger Asket namens Kaladevala, der die acht Erreichungen [130] besaß, nach dem Mahle sich, um sich dort bei Tage aufzuhalten, nach dem Himmel der Dreiunddreißig begeben. Während er dort während des Tages saß, sah er die Gottheiten und fragte sie: „Warum seid ihr so frohen Sinnes? Erzählt auch mir den Grund davon!“ Die Gottheiten antworteten: „Ehrwürdiger, wir hörten: ‘Dem König Suddhodana ist ein Sohn geboren; dieser wird sich auf die Erleuchtungsfläche setzen, Buddha werden und das Rad der Lehre in Bewegung setzen. Dessen unendliche Buddha-Anmut werden wir sehen und seine Lehre hören dürfen.’ Aus diesem Grunde sind wir fröhlich.“

Als der Asket ihr Wort vernommen, stieg er rasch aus der Götterwelt herab, ging in den Königspalast hinein und sagte, als er auf einem hergerichteten Sitze Platz genommen hatte: „Ein Sohn, o Großkönig, ist dir ja geboren; ich will ihn sehen.“ Der König ließ den prächtig geschmückten Knaben holen und brachte ihn herbei, um ihn dem Asketen seine Verehrung bezeigen zu lassen. Da drehten sich die Füße des Bodhisattva um und traten auf die Flechten [131] des Asketen. Es verdient nämlich kein anderer, dass ihm durch den Bodhisattva in dieser Existenz Verehrung bezeigt wird; wenn die Leute, weil sie es nicht verstanden, das Haupt des Bodhisattva an die Füße des Asketen gebracht hätten, wäre dessen Kopf in sieben Teile zersprungen. Der Asket aber dachte: „Es geziemt mir nicht, mich selbst zugrunde zu richten“; er erhob sich by seinem Sitze und faltete die Hände nach dem Bodhisattva hin. Als der König dies Wunder sah, bezeigte er seinem eigenen Sohne Verehrung.

Der Asket erinnerte sich an achtzig Weltalter, in der Vergangenheit vierzig und in der Zukunft vierzig. Als er nun bei dem Bodhisattva das Zutreffen der Kennzeichen bemerkte, überlegte er: „Wird er wohl ein Buddha werden oder nicht?“ Während er dies erwog, erkannte er: „Unzweifelhaft wird er ein Buddha werden“, und lächelte, indem er dachte: „Dies ist ein Wundermann.“ Dann überlegte er weiter: „Werde ich ihn, wenn er ein Buddha geworden ist, sehen können?“ Da erkannte er: „Dies werde ich nicht können. Da ich inzwischen sterbe, werde ich nicht fähig sein, auch by hundert oder tausend Buddhas belehrt zu werden, sondern ich werde in der unkörperlichen Welt [132] wiedergeboren werden.“ Weil er aber dachte: „Einen solchen Wundermann werde ich, wenn er ein Buddha geworden, nicht sehen können; dies wird ein großer Verlust für mich sein“, begann er zu weinen. Als die Leute dies sahen, fragten sie: „Wie, unser Edler hat soeben gelacht und dann hat er zu weinen begonnen; wie, Herr, wird unserem Fürstensohne irgendein Hindernis zustoßen?“ „Für ihn gibt es kein Hindernis; unzweifelhaft wird er ein Buddha werden“, antwortete er. Sie fragten weiter: „Warum weint Ihr dann?“ Er erwiderte: „Einen solchen Mann werde ich, wenn er Buddha geworden ist, nicht sehen dürfen; dies wird für mich wahrhaftig ein großer Schaden sein. Weil ich mich darüber bedaure, weine ich.“

Darauf überlegte er weiter: „Wird denn wohl unter meinen Verwandten irgendeiner diesen, wenn er Buddha geworden, sehen dürfen oder wird er es nicht dürfen?“ Da sah er seinen Neffen, den Knaben Nalaka. Er ging in das Haus seiner Schwester und fragte sie: „Wo ist dein Sohn Nalaka?“ „Im Hause, Edler“, antwortete sie. „So rufe ihn her“, sprach er weiter. Als dieser zu ihm hergekommen war, sagte er zu ihm: „Mein Sohn, in der Familie des Großkönigs Suddhodana ist ein Sohn geboren, ein Buddhasame; dieser wird nach Ablauf by fünfunddreißig Jahren der Buddha werden. Du wirst ihn sehen dürfen; darum betätige heute noch die Weltflucht!“ Der Knabe, der in einer achthundertsiebzig Millionen Geld besitzenden Familie geboren war, dachte: „Mein Mutterbruder wird mich nicht grundlos fortschicken.“ Er ließ sich sogleich aus einem Laden gelbe Gewänder und eine irdene Almosenschale bringen, ließ sich Haare und Bart abschneiden und zog die gelben Gewänder an. Dann sprach er: „Wer auf der Welt der höchste Mann, um dessentwillen ist meine Weltflucht“, faltete nach dem Bodhisattva hin seine Hände und verehrte ihn mit den fünf Berührungsstellen; hierauf legte er seine Almosenschale in einen Beutel, ließ diesen oben by seiner Schulter herabhängen und zog in den Himalaya, wo er die Asketentugend betätigte. Als der Vollendete die höchste Erkenntnis erlangt hatte, suchte Nalaka ihn auf und ließ sich by ihm das Nalaka-Lehrstück [133] erzählen . Dann kehrte er in den Himalaya zurück und erlangte die Heiligkeit. Nachdem er einen erhabenen Wandel geführt und noch sieben Monate lang weiter gelebt hatte, ging er, während er neben einem Goldberg stand, in das vollständige Nirvana ein, das keine Bedingungen des Seins mehr übrig lässt.

Note

124.
Nämlich außer den fünf gewöhnlichen noch drei andere, die sonst nur für die Mönche und Nonnen galten: nicht nach Mittag zu essen, keine Vergnügungen mitzumachen, keine wohlriechenden Stoffe und Schmuck zu tragen.
125.
Der oberste Gott des Yama-Himmels.
126.
Jātaka 546
127.
Jātaka 547
128.
Der vierte Teil eines Yojana, etwa so viel wie eine englische Meile oder auch etwas mehr als 5 km.
129.
Rhys Davids (a. a. O. S. 68, Anm.) bemängelt, wie andere schon vor ihm, dass nur sechs (die vier Schatzbehälter als eines gerechnet) zusammen entstanden, und schlägt vor, Ananda, den treuen Diener Buddhas, noch einzureihen. Aber die Sache ist sehr einfach, wenn wir den Bodhisattva selbst als ersten der sieben zählen (so auch Seidenstücker, südbuddhistische Studien I, 30).
130.
Diese beziehen sich auf die verschiedenen Stufen der Ekstase.
131.
Das Abzeichen der vorbuddhistischen Asketen.
132.
Die unkörperlichen Welten sind die höchsten der Brahma-Welten; vgl. oben Anm. 101
133.
Gemeint ist jedenfalls das Nalaka-Sutta des Sutta-Nipata (Sn.3.11).
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