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AN 2.125-126
PTS: A i 87
II,xi,8-9
Ghosa Suttas: Stimme
übersetzt aus dem Pali von
Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
jb für ZzE
Alternative Übersetzung: Käthi Pavoni

"Bhikkhus, dies sind die zwei Ursachen für das Aufkommen von falscher Sichtweise. Welche zwei? Die Stimme anderer [1] und unpassende Aufmerksamkeit. Dies sind die zwei Ursachen für das Aufkommen von falscher Sichtweise."

"Bhikkhus, da sind diese zwei Ursachen für das Aufkommen von rechter Sichtweise. Welche zwei? Die Stimme anderer und passende Aufmerksamkeit. Dies sind die zwei Ursachen für das Aufkommen von rechter Sichtweise.

Anmerkung

1.

Woodward beschreibt parato ghoso in der PTS-Übersetzung als "eine Stimme aus einer anderen Welt" und in einer Fußnote interpretiert er dies, als "Hellhörigkeit anderer (Welten)". Um seine Begründung zusammenzufassen: Wenn gewöhnliche Sprache gemeint gewesen wäre, würde das Wort vaacaa oder vaacii Anstelle von ghoso benützt worden sein, und wenn eine andere Person gemeint wäre, würde aññassa oder aññatarassa anstelle von parato genutzt worden sein. Zum Schluß bemerkt er noch, das diese Passage auch in MN 43 vorkommt, wo es einer Bemerkung von "abnormalen Kräften" folgt und daher meint, dies würde offensichtlich zeigen, daß es sich hier um eine Art von psychischen Wissen, abstammend von übersinnlichen Kräften, abstammen muß.

Da gibt es nun einige Probleme mit dieser Interpretation: Zum Ersten würde dieses keinerlei Raum dafür lassen, das es zu zahlreichen Anlässen im Kanon dazu kam, daß Leute durch das bloße Hören der Worte anderer, rechte Ansicht gewonnen hatten. Ein Gelehrter hatte versucht dieses Problem damit zu umgehen, anzunehmen, daß es sich mit der Stimme aus einer anderen Welt, um Buddha oder einen seiner edlen Schüler handeln müsse, der durch das Hören der Stimme Buddhas eigener Stimme das Erwachen erlangt hat. Das würde bedeuten, daß ausschließlich die Worte dieser zwei Personen rechte Ansicht erwecken können. Diese Stellung ist wie auch immer, durch den Umstand in Mv.I.23.5 entkräftet, wo der ehrwürdige Sariputta, der zu diesem Zeitpunkt Buddha noch nicht getroffen hatte, es vermöchte, das Dhamma-Auge im ehrwürdigen Moggallana zu erwecken. Dieser Abschnitt kommt in der langen Ursprungsgeschichte, die sich mit den Regeln um die Einweihung befaßt, auf, welche einen sehr wichtigen Punkt in der Rechtmäßigkeit der Tradition der Einweihung behandelt: Eine Person, die noch keinen Buddha getroffen hat, kann dennoch rechte Sichtweise erwecken und sogar dessen Erwachen, im Geist eines anderen, anregen. So ist es der Kanon selbst, der diese anderweltlichen Interpretationen dieser Aussage widerlegt.

Was das sprachliche Argument von Woodward betrifft: Es ist schwierig für einen nicht Muttersprachler einer toten Sprache die hintergründige Absicht in der Sprache eines Muttersprachlers zu verstehen, doch mag es sein, daß Buddha das Wort aññassa für "andere" deshalb nicht benutzte, da es leicht mit einer anderen Bedeutung von aññassa "im Bezug auf das Wissen eines Arahants" verwechselt werden konnte. Was vaacii und aññatarassa betrifft, so passt keines davon in den Zusammenhang. Vaacii ist eine Stammform, die in zusammengesetzten Wörtern verwendet wird und aññatarassa bedeutet "von einer bestimmten Person". Das läßt die vaacaa "Auslegung" zwar noch offen, doch hat Buddha vielleicht deshalb ghoso gewählt, um Raum dafür zu lassen, daß man andere von Zeit zu Zeit auch dadurch zu Sinnen bringen kann, indem man einfach nur räuspert.

Um sich letztlich auch mit den Passagen von MN 43 auseinander zu setzen: Dieses Sutta ist eine lange Serie von Fragen und Antworten, die abrupt von Thema zu Thema springen und so ist es schwer zu sagen, ob dieses Sutta eine klare Bedeutung für all diese Behauptungen zur Verfügung stellen kann. Es ist auch so, daß diese herangezogene Behauptung nicht unmittelbar dem Abschnitt mit den übersinnlichen Kräften folgt. Es hängt viel mehr mit zwei Fragen über Einsicht zusammen, welche dann in eine Diskussion über die formlosen Jhanas - da wo offensichtlich die von Woodward herangezogene Stelle mit den "übersinnlichen Kräften" aufgezeigt wird ist - verläuft. Wie es auch in AN IX.36 und MN 140 gezeigt wird, ist es auch möglich ohne das Erlangen von übersinnlichen Kräften Einsicht zu gewinnen.

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