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Ein Regenbogenfarbenschiller am Wasser
von
Chao Khun Nararatana Rajamanit (Tryk Dhammavitakko)
übersetzt aus dem Thailändischen von
Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung ins Deutsche von: (Info)
Laien für ZzE
Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden

Bemerkung des Übersetzers aus dem Thailändischen ins Englische: Vor seiner Einweihung war Chao Khun Nararatana ein Mitglied der persönlichen Dienerschaft [Ehrw. Acariya Maha Boowa Ñanasampanno]des Königs Rama VI. Er genoß so großes Vertrauen des Königs, daß ihm der Rang von Chao Phraya, Thailands höchster Rang für übertragbaren Adelsstand, im Alter von nur 25 Jahren gegeben wurde. Nach dem Tod des Königs im Jahre 1926 ließ er sich im Wat Thepsirin in Bangkok einweihen und verblieb dort als Mönch bis er 1971 an Krebs starb. Vom Jahr 1936 an bis zu seinem Tod verließ er niemals das Grundstück des Wats. Trotz des Umstandes, daß das Wat einer der am reichsten beschenkten Tempel in Bangkok war, lebte Chao Khun Nararatana ein beispielhaftes bescheidenes Leben und war für seine meditativen Kräfte bekannt. Er hinterließ allerdings keine persönlichen Schüler und nur wenige Schriften. Das folgende Stück ist eine Zusammenstellung von sehr grundlegenden Lehren, die er an besuchende Laien gab. Diese Lehren sind ganz besonders passend für junge Leute. Englische (Deutsche) Phrasen, die hier unter Anführungszeichen gesetzt sind, wurden original in Englisch wiedergegeben.

§§1 Persönliche Anziehungskraft

Die Sympathie und das Mitgefühl anderer zu erhalten, hängt von einer Kombination guter Qualitäten, wie Energie, Fleiß, Beharrlichkeit, Kraft, Belastbarkeit, zusammen mit einem Herz voller Anteilnahme und Mitgefühl für andere, ohne Dünkel und Stolz, ab. Das ist, was andere um uns dazu verursacht, Anteilnahme, Mitgefühl und Liebe uns gegenüber zu empfinden und sie gewillt macht, uns helfen zu wollen.

Leute mit einem sanftmütigen Benehmen, höflich und nett, werden unweigerlich die Liebe jener, denen sie begegnen, wecken, sowie ihre Unterstützung und Hilfsbereitschaft gewinnen. Das ist persönliche Anziehungskraft. Aus diesem Grund sollten wir versuchen, die oben angeführten Qualitäten zu erhalten. Diese werden damit Hilfswerkzeuge, die uns helfen, alle unsere Zielsetzungen zu erreichen, jetzt und in der Zukunft.

§2. Mitgefühl

"Hab' keine Angst. Halte dich rein, und nichts wird dich verletzen können."

Denk daran: Wenn du das Mitgefühl anderer haben möchtest, sende Gedanken von Mitgefühl in ihre Richtung und du wirst deren Mitgefühl zurück bekommen. Das ist ein Gesetz der mentalen Dynamik. Und all der Erfolg, den du dir erwünschst, wird deiner Wege kommen.

§3. Heiterkeit

„Entmutigt“ ist ein Wort, das wir nicht nutzen sollten und in unseren Herzen nicht dulden sollten. Laß es los und nimm es heraus. Wenn du es aufkommen siehst, laß es sein. Greif es nicht an. Wenn du achtlos bist und es in dein Herz schleichen läßt, dann solltest du es, so wie du dir dieser Entmutigung bewußt wirst, so schnell wie möglich heraus holen. Laß es sich in deinem Herzen nicht nähren. Anderenfalls wird es zu einer Gewohnheit und du wirst schwach und entkräftet, erschüttert über jeden kleinen Fehler. Entmutigung ist ein Feind, ein Hindernis. Es macht den Geist rastlos und greift die Nerven an. Dies bewirkt dann, daß auch der Körper angegriffen ist, kränklich und rastlos. Das Hirn wird matt und düster. Entmutigung ist eine schlechte Angewohnheit, die eine Blockade der Intelligenz und Einsicht auslöst.

Wir müssen üben, den Geist wieder zurück in seine Schärfe zu bekommen. Bevor wir etwas tun, während wir etwas tun und nachdem wir etwas getan haben. Dies wird uns helfen, Kraft für unseren Körper und Kraft für unseren Geist zu gewinnen, um das Leben zu genießen. Der Geist wird erblühen, und was immer wir zu lernen haben, werden wir verstehen und uns mit Leichtigkeit erinnern. So wie eine erblühende Blume sich selbst öffnet, um die Tautropfen und die frische Luft zu empfangen.

§4. Das Wohl des Friedens

Buddha lehrte N'atthi santi param sukham: Kein Wohl ist größer als Friede. Dies bedeutet, daß da anderes Wohl ist, wie etwa das Vergnügen, sich ein Spiel anzusehen oder einen Film, sich unter die Leute zu mischen, eine Liebschaft zu haben, das Wohl von Reichtum, Ansehen und Lob zu erlangen. Diese Dinge sind natürlich Wohl, aber sie alle enthalten versteckt Streß, sie alle erfordern unentwegtes Ausklügeln, Einrichten und Reparieren, und das ist, wo sie sich von Wohl, das aus Frieden entspringt, unterscheiden. Ein Wohl, das kühl und friedvoll, ohne versteckten Schmerz ist und keinen Bedarf an größerem Einfädeln erfordert. Ein Wohl, das man leicht erreicht, genau hier in unserem Körper und Geist. Wir können es aufkommen lassen, wenn wir alleine an einem ruhigen Platz sitzen, oder wenn wir von Gesellschaft umgeben sind, solange wir einen Sinn dafür haben, es zu unterscheiden: unser Herz in Richtung Wohl aus Frieden neigen, in einer Weise, in der auch, wenn der Körper sich in einem Aufruhr befindet, dieser Aufruhr nicht bis in unser Herz gelangt.

Selbst wenn wir schwer krank sind, im Schmerz, der den gesamten Körper plagt, wenn wir einen Sinn dafür haben, wie man den Geist in das Wohl des Friedens setzt, wäre der Schmerz nicht in der Lage, den Geist zu stören.

Wenn der Geist einmal ruhig ist, kann er den Körper beruhigen und den Schmerz heilen und zur selben Zeit das Wohl des Friedens erfahren und es gibt kein größeres Wohl.

Der Erhabene Budda lehrte uns, in drei Wegen zu üben:

  1. Zuerst lehrte er uns, unsere Worte und Taten durch Tugend in Frieden zu setzen, indem wir keinerlei grobe Fehler oder Unehrlichkeit in Worten und Taten aufkommen lassen.
  2. Er lehrte uns, das Wohl des Friedens in unserem Herzen durch Konzentration aufkommen zu lassen, den Geist zu trainieren, keine Gedanken der Lust, des Zornes, der Begierde, Verwirrung, Angst, Rastlosigkeit oder Unklarheit aufkommen zu lassen, alles Dinge, die den Geist unentschlossen machen. Sobald diese Dinge abgelegt werden können, ist das Herz ruhig und läßt Wohl aus Frieden im Inneren aufkommen.
  3. Er lehrte uns, unsere Sichtweisen durch Einsicht zu befrieden, zu reflektieren, um zu sehen, daß:
    • Alle Dinge unzuverlässig und unbeständig sind (aniccam).
    • Sie nicht bleiben können. Sie müssen altern, verfallen und sich auflösen. (daher werden sie als dukkham, oder streßvoll, bezeichnet)
    • Sie unterliegen nicht deiner Macht und Kontrolle. Wir können sie nicht dazu bringen oder sie drängen, unseren Wünschen zu folgen. (daher werden sie als anatta, oder Nicht-Selbst, bezeichnet)

    Wenn wir diese Wahrheiten sehen, wird der Geist stark, gesetzt, stabil und resolut, unberührt von Vorkommnissen - weil wir die Wahrheit gesehen haben, mit unserer eigenen Einsicht, daß solche Dinge unzuverlässig und instabil sind, daß sie einer Veränderung unterliegen, verfallen und sich auflösen, daß sie nicht unserer Kontrolle unterliegen.

Verschwendet eure Kraft des Geistes nicht, sie zu bemühen. Haltet den Geist alle Zeit frei und stabil, unberührt von Vorkommnissen und dies wird den Geist gut eingerichtet im Wohl des Friedens belassen.

Der Geist wird frei sein und an Kraft gewinnen, Geisteskraft, die wir nutzen können, all unsere Pflichten und Angelegenheiten zu einem Erfolg im Einklang mit unserem Ziel zu bringen.

N'atthi santi param sukham:
Kein anderes Wohl ist größer als Frieden.

Es bedarf eines friedvollen Geistes, um einen friedvollen Körper zu erhalten, und eines friedvollen Körpers für einen friedvollen Geist, und beides, einen friedvollen Geist und einen friedvollen Körper, um den Erfolg zu erlangen, den wir uns wünschen.

§5. Nichts falsch machen tut man nur, wenn man nichts macht

Unsere Missgeschicke sind unsere besten Lehrer. Wir sollten uns dankbar für unsere Missgeschicke sein und darüber jubeln, daß wir mit einem speziellen Ratgeber, unseren Missgeschicken, im Sinne von „Einmal verbrannt ist zweimal vorgewarnt“, zusammengetroffen sind. Wir müssen für uns selbst handeln und unsere eigenen Fehler machen. Diese sind unsere besten Lehrer, unsere besten Lektionen, um sich an sie zu erinnern und sie dann nie wieder zu machen. Wir können von Neuem beginnen, achtsam und nicht selbstgefällig. Unsere vergangenen Missgeschicke sind Dinge der Vergangenheit, doch unsere speziellen Ratgeber sind noch immer bei uns, bereit, uns jederzeit ihre Warnungen zu zu flüstern: "Sei vorsichtig. Sei nicht selbstgefällig. Wiederhole den Fehler nicht wieder."

Einmal falsch: erinnere zweimal, vor Falschem in der Zukunft abzustehen. Drei mal falsch und du bist besser vorsichtig, mein Freund. Vier mal, fünf mal und sechs mal – Wo könnte da noch Verzeihen gedeihen?

Denke umsichtig und du wirst bemerken, daß alle wissenschaftlichen Forscher, wie auch die hervorragenden Lehrer des Dhammas, ohne Ausnahme, die Hindernisse aus ihren eigenen Fehlern unzählige Male überwinden mußten.

§6. Gelassenheit und Selbstbewußtsein

Um Missgeschicke zu vermeiden, ist Gelassenheit der ausschlaggebende Punkt. Wenn Gelassenheit unsere Gedanken, Worte und Taten jeden Moment beschützt, würden uns überhaupt keine Fehler passieren. Die Missgeschicke, die wir anstellen, kommen aus dem Mangel an Gelassenheit. Wir sind vergesslich, geistesabwesend, ungewissenhaft, selbstgefällig, überschwänglich und verwirrt, und daher machen wir Fehler. Erinnere dich an den Leitspruch: "Halte deine Gelassenheit als deinen Schutzschild und du wirst tapfer auf dem Feld bestehen."

Jede Form des Lebens, Menschen, Tiere, ja selbst Pflanzen, überleben im Kämpfen, im Einklang mit dem Spruch "Leben ist Kampf". In dem Moment, in dem wir nicht länger kämpfen können, müssen wir sterben. Doch solange wir unsere Gelassenheit aufrecht erhalten, stirbt nur der Körper, wenn der Tod über uns kommt, so wie es auch mit dem Leben des erhabenen Buddha und dem der Arahants war. Sie hatten völlige Gelassenheit in jedem mentalen Moment, sodaß sie niemals Fehler machten. In dieser Weise erreichten sie die Todlosigkeit, den Zustand der Unsterblichkeit. Daher wurde deren Tod parinibbana: genannt: die Auflösung und das Erlöschen von nichts anderem als den physischen und mentalen Phänomenen, die als die fünf Ansammlungen bezeichnet werden (khandha): Körper, Gefühl, Vorstellung, mentale Gestaltungen und Bewußtsein.

Daher sollten wir Gelassenheit (Achtsamkeit, bevor wir handeln, sprechen und denken) und Selbstbewußtsein (klaren Verstand, während wir handeln, sprechen und denken) entwickeln. Wenn das getan ist, sollten wir Achtsamkeit benutzen, um rückzuprüfen und zu besinnen, ob irgend etwas fehlerhaft ist oder ob alles in Ordnung ist. Wenn irgend etwas fehlerhaft ist, dann korrigiere es unverzüglich, um beim nächsten Mal perfekt zu sein. Wenn alles bereits in Ordnung ist, versuche die Dinge noch zu einem Besseren zu bringen, bis sie das Höchste erreichen.

§7. Die Wirkungskraft der drei Übungen: Tugend, Konzentration und Einsicht

Es ist durch die Wirkungskraft der dreifachen Übung, Tugend, Konzentration und Einsicht, daß der Feind, die Herzenstrübungen in grober, mittlerer und subtiler Form, überwunden werden können.

1. Grobe Formen der Herzenstrübungen, können im Bereich von Worten und Taten durch Tugend überwunden werden.

Die zwischenstufigen Formen der Trübungen, die im Herzen aufkommen – Mögen und Ablehnen, verwirrte Liebe und verwirrter Haß – können durch Konzentration überwunden werden.

Die subtilen Formen der Herzenstrübung, Fehlverständnisse, Fehlvorstellungen, Fehlzusammensetzungen im Bezug auf die wahre Natur von gewöhnlichen Prozessen, können durch Einsicht überwunden werden.

2. Eine Person, die gänzlich im Einklang mit der dreifachen Übung – Tugend, Konzentration und Einsicht - lernt und praktiziert, kann sich sicher sein, die Befreiung von allem Leiden und Stress, ohne Zweifel, zu erreichen. Daher sollten wir interessiert, ernsthaft und entschlossen, zu jeder Zeit, im Einklang mit der dreifachen Übung lernen und praktizieren.

§8. Der Jasmin

Der Jasmin ist als die duftendste aller Blumen mit dem reinsten Weiß bekannt.

Das Leben eines menschlichen Wesens ist wie ein Spiel. Versuche ein Held oder eine Heldin, mit bester Nachrede, zu sein, gerade so wie der Jasmin. Sei kein Schurke. Und erinnere dich, daß die Jasminblüten nur für zwei oder drei Tage voll entfaltet stehen und dann verwelken.

Mache daher das Beste aus dir. Mach dein Leben, solange es andauert, zum Wohlriechendsten, wie der Jasimin, der gerade zu blühen beginnt.

Halte dich daran, nur Gutes zu tun.

§9. Mach Gutes anstelle um Segen zu bitten

Halte dich daran, nur Gutes zu tun. Eine Warnung, dich selbst im Bezug auf dein zukünftiges Benehmen in deinem Leben zurecht zu richten, ist der passendste und sinnvollste Segen. Wenn du gut handelst, und selbst, wenn du keinen Segen bekommst, wird es dir gut ergehen. Schlechtes zu tun, ist wie einen Felsenbrocken ins Wasser zu werfen: Er wird unverzüglich sinken. Keiner, ganz egal wie charmant, ist in der Lage, den Felsbrocken zu umgarnen und zu bitten, wieder an die Oberfläche zu kommen. Wenn du Schlechtes tust, wirst du sinken, deine Würde verderben, deinen Charakter, dein Ansehen, wie ein schwerer Fels, der im Schlamm versinkt.

Gutes zu tun, ist wie leichtes Öl. Wenn du es ins Wasser gießt, liegt es in seiner Natur, in Regenbogenschimmer an der Oberfläche zu treiben. Gutes zu tun, hebt deine Würde und dein Ansehen. Leute werden dich loben und dich respektieren und dich, wie den Ölfilm auf dem Wasser, bewundern. Selbst wenn du Feinde hast, die dich hassen, die wollen, daß du untergehst, werden sie keine Auswirkungen damit erzielen und Opfer ihrer eigenen Anstrengung werden.

Rege deinen Geist daher dazu an, ermutigt zu sein, nur Gutes zu tun, ohne jede Angst oder Besorgnis gegenüber Hindernissen, die da sein mögen. Eine Person, die in die drei Juwelen vertraut, eine Person mit wahrer Freude, eine Person, die aufblüht, die ihr erwünschtes Ziel erreicht, ist eine Person, die nur gutes tut.