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Gesang der Freiheit
von
Phra Ajaan Mun Bhuridatta Mahathera
übersetzt unbekannter Quelle ins Deutsche von
Sangha des Waldklosters Muttodaya
Alternative Übersetzung: jb für ZzE
Alternative Formate: [book icon] Um eine gedruckte Version dieses Werkes zu erbitten, schreiben sie bitte an: Waldkolster Muttodaya, Herrnschrot 50, D-95236 Stammbach (siehe auch Detail Infos auf muttudaya.org) [PDF icon]

Anmerkung des Bearbeiters: Die Übersetzung, bzw. Dichtung angeleht an "Die Ballade von der Befreiung von den Khandhas" mag etwas von der Übersetzung aus dem Werk von Thanissaro Bhikkhu abweichen und dem Bearbeiter konnte die Ursprungsquelle dieser gegenständigen Übersetzung nicht in Erfahrung bringen. Bezuglich einer generellen Erklärung zu der Dichtung und weiterer Information, sehen sie bitte die Einleitung in der alternative Übersetzung, abgeleitet von des Ehrw. Thanissaro Bhikkhus Werk, ein. Detailierte Fragen zu dem gegenständigen Werk, mögen Sie bitte an das Waldkolster Muttodaya direkt stellen. Die Formatierung der Übersetzung wurde wie in dem bereitgestellten Dokument dieser Übersetzung übernommen und nicht an das "Original" angepasst.

— jb

Gesang der Freiheit

Khandhavimuttisamangīdhamma

Intro

Namatthu sugatassa
Pañca dhamma-khandhani

Ich verneige mich vor dem Vollendeten, dem höchsten Lehrer, Sakyamuni, dem vollkommen Erwachten; und vor den neun überweltlichen Dhammas; und vor der Gemeinschaft der Edlen Nachfolger. Ich werde jetzt kurz gefasst die Lehre darlegen, beruhend auf Achtsamkeit und Weisheit.

1. Gesang: Ballungen und Wallungen

Da gibt’s noch einen Menschen, der ist gut zu sich und er fürchtet sich fürchterlich vor Leiden. Er sucht sein Wohl, und um Gefahr zu vermeiden, rennt er hin und her.

Gibt’s irgendwo auf der Welt vielleicht ein kleines Stück Glück? Ja, da will er dann hin, doch stets geht’s nur vor und zurück, immer weiter ohne Sinn, und er ist auf seinem Weg schon so lang.

„Sei gut zu dir selbst“, ist sein Lebensgebot, doch Angst vor dem Tod hat er viel, will echt raus aus dem Spiel

von Altern und Sterben, aus dem sinkenden Boot. Eines Tages sieht er klar, was der Ursprung ist, und zwar: die Ballungen und Wallungen der Daseinsgestaltungen. Und die Einsicht, die voll durchbricht, ändert da seine Haltungen: er wirft die Bürde ab. Und dann stößt er auf die Grotte von Glück und Plaisier, das nicht verschwindet – 'ne Metapher für genau diesen Körper hier. Er versteht, was da passiert ist: die Grotte voller Glück, in der das Leid transzendiert ist, wird von ihm genau betrachtet. Er fühlt sich unendlich wohl, schaut in sich hinein und sieht ein: jene Furcht ist jetzt entmachtet. So steht er da vor dem Berg, blickt hin und her, denkt an Rückkehr, will seinen Gefähr-ten die frohe Nachricht künden. Doch er kann sich nicht überwinden, hat Bedenken, dass sie ihm keinen Glauben schenken, ihn kränken, er sei durchgedreht.

Und dann bringt er den Vergleich ein mit dem Alleinsein, das Frieden und Stille spendet, und das Thema ist beendet, kein Gedanke wird mehr verschwendet. Besser ist das! ... als planlos herum zu marschieren, den Leuten Honig ums Maul zu schmieren, mal Lob, mal Kritik zu kassieren. Sowas geht doch an die Nieren!

Da gibt’s noch so einen Guten, dem das Wissen um das Sterbenmüssen das Herz zum Bluten bringt, zum Beben und zu Boden zwingt. Er kommt bei mir vorbei, redet frei und direkt darüber, was ihn bedrückt, auf eine Wei-se, die Mitleid erweckt. Ich frage ihn: „Seit langer Zeit schon übst du mit Beharrlichkeit, nun, hast du die Wahrheit getroffen, ganz nach deinem Hoffen?“

„Hey, wie gibt’s das denn, dass der mein Herz kennt?“, denkt er betroffen. Und der Gute will hier bleiben, will bei mir bleiben, und weil er so, wie es sich ziemt, spricht, verbiet' ich es ihm nicht. Ich will ihn leiten, begleiten, den Großen Berg, die Grotte voller Glück ohne Leiden zu betrachten, nämlich, meditativ tief auf die wahre Natur des Körpers zu achten und das Herz zu bewundern, zu kühlen, die Qualen zu lindern, zu stillen, auf dem Weg geh'n, den die Edlen uns vermachten. Ob er den Weg geht oder nicht, ist seine Sache. Ich dränge ihn nicht und mache ihm nichts vor, sage nur, was Sache ist. Worauf ich es wage, ihn ein wenig zu schocken, mit einer Rätselfrage aus der Reserve zu locken, und zwar: „Was ist Bewuschen?“ Die Antwort, na klar: „Geschwind dahin huschen: Das ist Bewusstsein, viññānaí, dessen Wesen muss sein, lebenslang zu rasen in einer Tour. Wahrnehmung, saññā, ist schnur-gerade, lässt keinen Zweifel beginnen. Und das Herz steckt da drinnen gefangen, es kann ja nur von hinnen nach dannen schwingen, denn Wahrnehmung klebt an äußeren Dingen und täuscht das Herz. Sie erzwingt Aufruhr in den Gedanken, lässt sie schwanken und suchen im Zickzack, und wie bei einem Zaubertrick mag sie Lüge als Wahrheit verbuchen.“

2. Gesang: Das Herz

Und er fragt dann das: „Wer ist es, der den fünf Khandhas völlig entkommt?“ Und die Lösung folgt prompt: „Na das Herz! Es ist frei, und nur das Herz, und dabei gibt es kein Krallen mehr an Fesseln und Fallen. Der Sorge Gift ist neutralisiert, das Herz trifft die Einheit unbeirrt. Der Wahrnehmungstanz verliert in allen Prozessen, dieser Popanz kann's Betrügen glatt vergessen, den Dingen nicht Signifikanz mehr beimessen.“

Der Sterbethematik gilt die nächste Frage: „Wer ist es, der stirbt?“ Worauf ich ihm sage: „Gestaltungen sind es,

die da sterben und zugleich ihre Früchte mit verderben.“ Und er fragt noch nach dem Grunde, dem Erbauer, der die Daseinsrunde auf die Dauer dreht. „Es geht darum, darauf hinzuweisen, wie der Wahrnehmungwahnsinn einen kreisen lässt, wenn man fest an ihn glaubt bis zuletzt. Das erlaubt dann den Wahn, an dem man haftet, sich ergötzt. Von dieser Daseinsform in die nächste mit enorm hoher Drehzahl wird im Kreis gelebt, bis sich der Magen hebt, weil man nicht mehr strebt nach Geisteskultur, sie vergisst und ist nur in Erinnerungen eingeschlossen. Selbst wenn man unverdrossen sucht nach der Wahrheit, sieht man sie nicht, es gibt keine Klarheit.“

Und dann fragt er ungeniert: „Wer legt fest, definiert, was Wahrheit ist?“ Worauf sich sagen lässt: „Das Herz bestimmt, definiert die Suche vorwärts nach einem Meister über Wahrnehmungsschmerz, das heißt, der gute Kern, er schafft den schlechten aus dem Weg und hält fern das Haften an Gier und Hass.“

Er gibt mir nun das Rätsel auf: „Was isst nur einmal, ein Mahl, eine Mahlzeit und wird keinmal zum Essen ausgehn?“ Und ich lass ihn genau sehn: „Das Ende der Neugier, Wissen ohne Erwartung, klare Sicht hier, kein Irren oder Entartung; keine Zerrbrille mehr, das Herz still, begehrensfrei nimmt es heiter seinen Platz ein.“

Weiter fragt er: „Was mag das sein? Ein Becken mit vier Ecken, voll mit Wasser bis zum Rand?“ Es liegt auf der Hand, dass er gespannt ist zu erfahren, und zwar: „Jenes Wahre, Dhamma, bar jedes Wunsches, fern alles Unklare, ganz und gar Leidenschaften abgewaschen, ohne Gefahren. Das Wahrnehmen innen abgewandt, beim Walten des Gestaltungskhandha kommt zum Erkalten der Daseinsbrand, da-her ist das Herz bis zum Rand gefüllt, kein Mangel bekannt. Der Geist ruhig und gestillt, nicht aufgewühlt vom Raunen der Gedanken, ihrer Macht, ihren Launen, bei Tag und Nacht zu bestaunen.

Selbst wenn ich einmal reich wär' mit Schätzen der Himmels im Wert von Millionen, es würde nicht lohnen, weil's gar kein Vergleich wär' zu richtiger Erkennung und damit Abtrennung jeder Daseinsbedingung. Begehrensbezwingung ist so viel wichtiger.

Erinnerung ist Erinnerung nur, wo nichts weiter passiert. Das Herz ist pur, in nichts absorbiert, und nichts mehr pressiert, der Stress ist besiegelt. Und so wie ein Spiegel dein Gesicht widerspiegelt, so solltest du nicht an der Wahrnehmung hängen. Sie ist nur ein Bild, und da gibt’s nichts zu haften. Von Zwängen der Gestaltungsmachenschaften lass dich nicht drängen, dich daran zu berauschen. Das Herz wird den Platz tauschen, das unvermischte Herz zu berühren. Es kann diesen Teil seiner selbst spüren. Es handelt sich hierbei um Wissensgewissheit, es hat sich verwandelt.

Aber andernfalls ist kein Wort zu verlieren, nicht weiter wichtig, wenn ein Herz nicht richtig sich seiner sicher. Unendlich vielschichtig kennt man das fünffache Spielchen der Khandhas, stets, wenn sich der Geist regt, doch eh' man das kann, legt man Wahrnehmung unrichtig aus: als Herz. Es ist wichtig, das Verzaubertsein zu bezwingen, das ausgeht von Außen und inneren Dingen.

Das Herz glaubt an keine Stützen mehr, wird weit und erhaben, will nicht mehr haben, was einst wahrnehmungsvereint Vereinnahmung war. Was entsteht, was vergeht, kein Mein mehr gemacht, muss sich nicht mehr in Acht nehmen vor Saññā-Haufen. Als ob man sich auf'en Weg macht, einen ganz hohen Berg zu besteigen, von dem aus sich die Erde zeigen lässt und alles, was darauf west: ,Oh, ist das hoch!' Und es würde noch deutlich erhellt, wie's eigentlich ums eig'ne Ich bestellt ist: das ist der Weg für den, der berufen, bereit, er führt immer weiter nach oben, in Stufen wie eine Leiter.“

3. Gesang: Nur Staub ...

Unvoreingenommen fragt er nach Gezeiten, ob ihr Kommen und Gehen den Wahrheiten entspricht oder nicht. Und ich sage: „Die Bedingungslage ändert sich ständig, liegt jenseits jeglicher Reparatur, und Kamma braut naturgemäß und unpretenziös. Wer sich traut, sich zu wehren, aufzubegehren, wie auch immer, gerät aus dem Lot, macht alles noch schlimmer. Es gibt keine Not, an der Natur, Sachen der Soheit anzuecken, diese ist echt. Gut oder Schlecht entspringen Ursachen, die in uns selbst stecken.

Lass dich nicht aufhalten bei Dingen, die gestalten, aufwühlen, lass den Geist rasten im Kühlen. Alle, die wissen wollen, was wahr ist, sie müssen, sie sollen sehen, bis nüchtern klar ist: in Dingen, die bedingen, lauert Vergängnis im Keim als Verhängnis, nichts dauert. So gelingt's beim Loslassen leicht, nicht nötig zu zwingen, entfernt Herz Empfängnis von äußeren Zeichen in kühlen Bereichen des Dhamma.“

Er fragt nach fünf Pflichten, die einander ergänzen. Ich sage: „Die Khandhas kann man abgrenzen, fünffach ausrichten, die sich den Gestaltungen unterwerfen, worauf jeder Haufen seine Pflicht empfängt, die zusammenhängt mit laufender Aufgabe. Nicht empfängt er von andern den Job, ist in sich voll. Selbst Ruhm, Lob, Gewinnen und Wohl können nicht entrinnen dem Tadel, Schmerz, Verlust von Gewinn und Gesicht, verursacht, bedingt, was Wahrheit entspricht. Bei allen acht gelingt es dem Herz, sich abzuwenden, entfesselt deren Macht zu beenden.

Denn die Gruppe des Körperlichen ist noch nie Alter und Krankheit entwichen; das Geistige findet kein Ruh'n, zu ihm weht die Frucht aus früherem Tun, aus Sucht, aus früherer Tat, wie ein Rad, das sich dreht. Das Gute macht, dass das Herz versinkt, das Schlechte zwingt den Geist, er kreist in Gedanken, außer Rand und Band, gehetzt in neuer Runde, ohne Aufschübe. Als ob Feuer den Geist in Brand setzt, wird es dunkel und trübe. Benutz den Verstand jetzt: Wen zieht man hier für Gier und Hass zur Rechenschaft? Alter und Tod zu durchbrechen, schafft man das, wenn man sich bemüht? Das sind die Grenzen, die man gerne abstreifen, überwinden würde: Tendenzen des Geistes, in Ferne zu schweifen, sollen verschwinden, die Bürde von Wissen und Denken. Man will sich in Einheit und Gleichmut versenken. Doch der Geist in seiner Gemeinheit ist nichts Gewisses, und lenken lässt sich Wandel nie, auch wenn Wahrnehmen hie und da ohne Eile sich bequemen mag, eine Weile zu weilen.

Sieht dann das Herz die fünf Khandhas naturgemäß, pur wird es und weiß, ausgemerzt alles Gemeine, das Befleckende endet. Was sich mit Fleiß dem Entdecken zuwendet, kommt ins Reine. Wahres Sehn entzieht allem den Boden, beendet alle Methoden. Wer so den Ur-Wahrheiten entspricht, geht nicht gegen den Strich der Natur. Völlig gleich nur, ob arm oder reich an Gewinnen, außen wie innen: gut und böse muss völlig zerrinnen, ohne Ergreifen geht es nicht mehr der Erwartung hinterher. Ein unstetes Herz ist von seiner Artung, seinen Werken flatterhaft. Wenn man es schafft, das zu bemerken, kann fabelhaft Wohlbefinden reifen. Doch Großes wird oft in den Kleinen verborgen. Man muss dafür sorgen, dass man Schritt hält mit der Welt der Khandhas; wenn nicht, wird die Sicht auf Dhamma versperrt, unendlich unkenntlich. Die Khandhas verzerrt, sieht Dhamma nicht, wie sie sind: nur Staub. Wie blind und taub, in Umnachtung versenkt, wird Dhamma, das so herausragt, leider keine Beachtung geschenkt.“

Und er fragt weiter: „Wenn es gibt, gibt es nicht. Wenn es nicht gibt, dann gibt es. Was mag das sein?“ -„Diesmal fällt mir nichts ein. Ich komm' ins Stocken, bleibe hängen, kann meinen Gedankengängen keine Lösung entlocken. Komm, zeige mir, sage klar und bedeutungsvoll, was deine Frage hier bedeuten soll.“

„Bitte löse das Dilemma, das man zum Thema Geburt zähl'n kann, samt ihren Wurzeln, dann, wenn es sie gibt

in vielen Arten, kann Mensch und Tier kein Ende erwarten.“ „Na, der erste Teil hier ist gradlinig geraten: ,Wenn es gibt, gibt es nicht' find ich jetzt kurz und bündig. Doch zuletzt: ,Wenn es nicht gibt, dann gibt es' – Dhamma, tiefgründig. Gibt es keine Bedingung, keine sankhāras, dann gibt es wahres, gewisses Dhamma, das Eine, abgeschieden, Verzerrung vermieden, nicht verschwommen, erhabensten Frieden gelebt. Das is' die Basis des Herzens, das nicht mehr bebt, zur Ruhe gekommen, sich nicht mehr aufregt, still, klar, unbewegt, der Rausch gelichtet, Begierden vernichtet, das Fieber gekühlt, kein Zweifel wühlt, die Fesseln der Khandhā zerrissen, das Daseinsrad fällt auseinanda, verschlissen sind dann da seine dreifachen Kehren. Begehren kann sich nicht wehren, trotz seiner Macht. Gier wird zu Ende gebracht. Was Wünsche betrifft: ihre Gift-spritze kann nicht mehr stören. Alle Hitze wird aufhören, wie es beliebt.“

4. Gesang: Dhamma bleibt Dhamma!

Und er fragt: „Giebt es auf dem Herzweg noch weitere Weisen, deren Zweck ist, hinzuweisen, wie Leiden im Geiste sprießt und Dhamma verschließt?“ Ich sag: „Der Ursprung von Leid ist ohne Frage breit gestreut, groß, so sehr. In kurzen Sätzen gesagt, ist er das Ergötzen, das das Herz dazu presst, dass es sich verlässt auf die Khandhas, die es besetzen.

Dhamma, mit dem Geiste vereint, ist dauerhaft, beständig; er trennt sich ab vom Jamma, vom Leidenserbauer, der Feind ist ohne Dasein, ohne Werke. Also merke dir diese Methoden, alles, was zum Geist gehört, nicht nötig, dass du kreist, bis du am Boden zerstört bist. Ist Dhamma nicht vorhanden, wirst du stets beim Ergötzen landen, dich verletzen. Das sind Stürze in das Entsetzen der Leidenswiegen. In Kürze: Leid und Dhamma, beide liegen immer beieinander im Geist. Kümmer dich, kontemplier hier, bis du weißt, was wahr ist. Ganz und gar ist dann kühl dein Verweilen. Wieviel Wohl und Leid dir auch zuweilen zuteil, kein Bangen kann anfangen, frei von Verdunklung und Ursprung, zum Guten gegangen. Wenn du auch nur das verstanden hast, lässt es Hitze schon verschwinden, genug für Rast, um den Ausweg zu finden. Den Geist, der in den Staub beißt, hat der Dhammageist vergessen, keine Interessen. Herz, das dhammabesessen, ist Glück; Schmerz die Khandhas, von Haus aus zu beklagen. Dhamma bleibt Dhamma, Khandhā nur Khandhā, mehr ist nicht zu sagen.

Und wenn es heißt: ,Kühl, wohl, die Qualen ferne', dann seit sich der Geist von Zwängen, Treiben der Übel befreit, die gerne hängen bleiben. Kommen wir auf'en Sankhārahaufen zurück, der ist voll von Leid, weit und breit kein Wohl, weil uns alt und krank Werden zuteil und wir Sterben erben.

Wenn der Geist jedoch höchstes Dhamma kennt, entreißt er sich dem Verblender, weist er ab das Joch, das Ungesunde, endet alles, was verblendet, die grausame Wunde des Herzens. Wenn er Dhamma trifft, und sieht er klar, entzieht er sich dem, was falsch war, dem Herzensgift. Im Geist, der Dhamma gewonnen, quillt das Gute, das Falsche gestillt, dem Übel entronnen. Und Dhamma, befreit und fern von Dingen der Gier, mit Achtsamkeit als Kern, ist nicht verstrickt. Was hier an den Khandhas hängt, ist abgeknickt, zerbrochen, abgedrängt. Das Haften verschlissen, der Staub ist jetzt gewissenhaft beseitigt, zerrissen das Netz der Sorge. Selbst wenn vom Naturell gelenkt man schnell und unbeschränkt denkt, den Rückblick nicht verdrängt, ist Denken ohne Aufruhr in Bewegung, keine Spur von Aufregung.

Man sollte wissen, dass sich allerorten Unheil erhebt, weil man Wahrheit widerstrebt, mit andern Worten, Geburt des Bösen beruht auf Unwissen. Verblendung auflösen, die Tür verschließen, bringt Wohl in Vollendung. Die Wendung im Erleben lässt Unheil verschwinden, kein Beben mehr zu empfinden.

In jedem Aspekt des Seins steckt von Natur nur eins, nämlich Leiden, kein Glück zu finden. Doch damals, als ich im Blinden, im Dunkel, im Höhlenloch, im Wahn gefangen, am Herz angehangen, war mein Plan, mein Drängen, das Gute zu erlangen, doch blieb ich am Gleichmute hängen. Innen machte ich mich am Besinnen fest, bloß weil ich dachte, es sei das Herz, und restlos absorbiert war ich lange fasziniert. Im Zwange der Täuschung, nur Trug vor Augen, ließ ich mich aufsaugen, verlor ich mich im Spiel der Khandhas jämmerlich. Es gefiel mir dann, das Dämmerlicht des Ebenmaßes zu überschätzen, als hätt' ich das Ziel geschafft, krasses Ergötzen am Erlangen von Kraft, als sei ich schon der Konvention entgangen, bereits jenseits davon.

In Kritik an Ander'n verstrickt ging ich wandern. Keinen verschonte ich, voll Aggression war ich; es war das Gewohnte, das sich kein Bisschen lohnte. Herumzugeh'n, um Fehler zu seh'n im Gegenüber, verbittert, verbrennt, macht alles immer trüber. Ob besser, ob schlimmer, wer schlecht ist, wer im Recht ist, ist deren Sache. Das eig'ne Herz bewache, gib es nicht preis, wenn der Teufelskreis dich bedrängt, einengt, einschnürt. Sei auf der Hut, sei bereit zu allem, was gut ist, was befreit, zum Wohlsein führt. And're als schlecht zu erleben, sich selbst zu überheben, ist ein Makel, denn man bleibt kleben an den Gruppen. Ins Debakel, ohne Wahl in echte Qual, bedroht von Altern und Tod, führt dieses Steckenbleiben in seinem Reifen. Daher tut es Not, immer wieder anzugreifen. Attackiere Dinge, die beflecken, treiben, bedrängen.

5. Gesang: Gier und Hass

Voll mit Gier und Hass: ihr Unheil wird klar, ihr Nachteil offenbar. Voll Angst im Übermaß: der Geist kaum zu lenken, kreist im jammervollen Denken. In endlosen Ringelreih'n laden Sinnesdinge ein, weil das Sein sich selbst wählt und das Sein selbst für das Seine hält. Damit wird es unmöglich, Leid und Gefahr zu entkommen. Wenn du siehst, was unverträglich, dann sei nicht benommen. Sei nicht blind, sieh dir an, wie Gestaltungen sind, nur ein Tanz, eine Terz ohne Substanz, ohne Bestand, alles schwankt. Immer wieder schau genau, bis das Herz Gewissheit erlangt. Dann solltest du schon versteh'n, das, was du wolltest, voll Inspiration zu seh'n – es ist nicht mehr schwer: das eine wahre Dhamma, die Herzensabkehr.

Jener Unbestand, den ich genannt, ist Herzensbewegung durch das, was es bindet. Wenn du das erkannt hast, halt es im Sinn, schau immer wieder hin, wo Bewegung stattfindet. Sobald die Sinne außen inne-halten, erkalten, verblassen, erscheint Dhamma innen. Alle Unrast löst sich binnen kurzer Zeit, wenn du Wahrheit weißt und gesehn hast. Der Geist hängt nicht mehr an Zweiheit. Bereits so viel Wahrheitsgespür drängt nicht mehr zu irgendeiner Tür. Dieses ,Wissen ohne zu wissen' ist der Herzensweg, das Erfassen, dass alle Dinge verblassen, sich ändern müssen. Der Ursprungsgeist weist keinen Anfang auf, der echte, unvergängliche, kein Niedergang, kein Verlauf. Kennst du seinen Ursprung, entkommst du Kummer, Verblendung. Doch wenn du dummer-weise seine Kreise verfolgst, entlang seinen Zweigen, wirst du augenblicklich dem Missgeschick dich zuneigen. Der Geist macht sich das Gute zu eigen, das ist sein Verzweigen. In Meinmachen verrannt, wird das Trübung genannt.

Wenn der Geist im Ursprung liegt, ist Zweifel versiegt, Dhamma manifestiert, höchste Wahrheit, die Welt transzendiert. Alles, was stört, alle Befangenheit, Suchenmüssen, Sorge der Vergangenheit, hat aufgehört, ausgerissen, vertrieben. Alles, was an Leid noch übrig geblieben, ist nur naturbemessen: Bedarf an Schlaf, Rasten und Essen, um gesund zu bleiben. Doch aus dem Urgrund treiben herzgelenkt, gebändigt keine Klagen mehr. Der Geist denkt ständig von seinem Wesen her, doch am Ursprung genesen, jenseits von Zagen, herrscht Ruhe und Stille, nichts stört seine Kreise.

Normalerweise manifestiert sich der Gestaltungshaufen geballt, alles degeneriert laufend mit Gewalt, nichts kann entrinnen. Gib gut Acht, wenn das Besinnen subtil. Gleichmut macht sich dann oft zum Ziel des Haftens. Denk viel an die Machenschaften der Vergängnis, das sind Herzenssachen, sein Verhängnis, sein Belang. Am letzten Vers angelangt, kennst du seinen Gesang, doch der Klang ist nur Schein, er legt dich rein. Das, was die Einsicht befleckt, ändert das Geschlecht, so heißt es, es erweckt den Schein, es sei echt, doch es ist nur Wahn. Des Geistes Idee kommt spontan, er sei eins mit dem Seh'n, doch reines Versteh'n steckt nicht im Intellekt. Denken, Analysis von Geist und Physis erweckt nicht wahres Seh'n, also schau genau. Dann kann Wissen entsteh'n, das mitnichten identisch ist mit verflachten, ausgedachten Geschichten. Es ist das Wissen, die Kunde am Grunde des Geistes.

Dieser Geist am Ursprung, frei von Verzweiflung, erkennt sich selbst mit klarer Vision, weiß, dass sankhāras schon bald vergehen und enden. Man kann sie nicht verwenden, nicht auf sie bauen, um irgendwas zu erschauen. Wissen reift, es existiert, weil es nicht mehr nach Zweiheit giert, nicht nach ihr greift. Der Geist erkennt sich selbst aufgrund von Bewegung. Als Folge erkannte Bewegung schlägt sich als Ablauf nieder, doch Aufgliedern, Zerlegen gibt es keins, denn das Bewegen ist in Wahrheit eins.

Zum Geist der Zweiheit dagegen sagt man, er reist auf Abwegen, abgebogen, von Wahrnehmung betrogen. Jene Vergänglichkeit, Hin und Her, ist eigne Empfänglichkeit und Begehr, zu anderen Leuten zu deuten. Doch wird dieses Verfallen erkannt, hat das Herz Unwissen gebannt, es kann strahlen, ohne Trübsal beizumischen, Zweifel überall abwischen, Suchen und Streben bezwingen, das Greifen nach Außen und nach inneren Dingen abstreifen, ohne Zittern, muss alles Begehren verwittern.

Aller Hass wird entrückt, alle Gier, alles, was bedrückt. Sehnen endet hier, Kummer und Jammer nicht mehr gefühlt, Schwermut kann nicht mehr sein Gewicht schwer aufs Herz legen, als sei es gekühlt im sanften Regen. Es sieht durch sich selbst, ist kühl wegen der Freiheit vom Gefühl, nach einem Ich, einem Selbst suchen zu müssen. Es kann den Anfangsgeist im Hier und Jetzt wissen, sich lösen von allem, was verwirrt, entsetzt. Dem Guten und Bösen gilt keine Sorge, auch keine subtile, Chaos erlischt, es herrscht Stille.

6. Gesang: Khandhavimuttisamangīdhamma

Der Anfangsgeist kennt keine Spekulationen über seine Faktoren, Funktionen, verloren alles Erwarten, gut zu sein. Kein Bedarf nach harten Kämpfen, keine Not mehr, auf der Hut zu sein. In jeder Stellung der Glieder schlägt sich Erhellung nieder, Besinnung der Befreiung, Entrinnung am inneren Ursprung.“

Er gibt zu verstehen: „Klar hat der Meister mich den Weg sehen lassen, meisterlich, scharfsichtig die vielen Punkte verknüpft. Darf richtig noch anders gezeigt werden, warum man Leidensherden nicht entschlüpft? Bitte zeige detail-liert, wie der Weg zum Heil praktiziert wird.“ Ich erwidere:

„Der Herd des Leidens ist Gier, man begehrt. In diesen Herden versponnen schafft man untentronnen neues Werden. Der niedere Makelbefund ist fünffacher Strang der Sinneslust. Erhabener Leidensgrund ist der Drang nach bewusster Erweiterung, wenn höheres Sein in Jhāna reift. Wenn man im alten Verhaltensmuster danach greift, wird sich das Denken im Gestalten versenken, auf lange Zeit als Gewohnheit. Das kann dem Weg zum Heil, zum Erheben, eine Wendung zum Gegenteil, zur Verblendung geben, zur Verzweigung in grobe Äste der Neigung zu innerer Wucherung, gar nicht peinlich berührt. Fasziniert, absorbiert, verführt vom Sinnesobjekt, verliert man sich ganz und gar und schreckt vor keiner Gefahr. Und was da an Fehlern in Anderen steckt, wird genossen, überheblich; doch was befleckt, an eigenen Fehlern gesprossen, wird nicht entdeckt. Vergeblich, die Sünden der Andern zu suchen, zu finden, wie groß auch ihre Zahlen, denn nicht uns stürzen sie in Qualen von Höllenschlünden. Die eigenen Schwächen sind zu verfluchen, zu beklagen, sogar die minimalen; sie kommen zum Tragen, sie rächen sich kurz danach im Höllensturz, millionenfach.

Schau sie dir an, gewöhne dich dran, wende Sorgfalt an, um dich zu erheben. Bald wirst du dann das Schöne der Sicherheit vor Leid und Gefahr erleben. Siehst du klar, was deine dunklen Teile, Geistestrüber sind, dann eile, sie geschwind abzuschneiden. Sie sind nicht zu vermeiden, wenn man bloß drüber sinnt und zögert, wird man sie nicht los.

Willst du das Gute besitzen, dem Mein einverleiben, wird es nicht nützen, den Leidensanfängen zu trotzen, sie zu vertreiben. Du wirst am Drängen hängen bleiben, am Bangen, das Gute nicht zu erlangen, ein schwerer Irrtum. Wenn Denken verwirrt um Begriffe von Gut und Böse kreist, es trifft dich wie ein starkes Geistesgift und führt zu unsäglich heftigem Fieberschütteln, behandelt mit unverträglichen Mitteln. Die falsche Rezeptur hilft keine Spur, diese Kur kuriert nicht. Und Dhamma wird nicht manifestiert, nur weil man nach dem Guten giert. Man irrt umher bis zum Übermut, wenn Begehr nach dem, was gut, an Stärke gewinnt, Wurzelwerke spinnt. Alles Übel und Dunkel hinzugefügt, alles, was verkehrt, was trügt, vermehrt: ernste Zeiten! Dhamma rückt in fernste Weiten.“

Er sagt leise: „Als Meister auf diese Weise Leidensverzweigen zeigte, wollte mein Herz neigen zum Zagen. Als ich die Konsequenzen verstand, war ich am Rand der Verwirrung, voller Fragen, durcheinander. Die Sequenzen des Auswegs ohne Beirrung erfasst, fand mein Herz Rast vom Beben, kein Aufbegehren, kein Wehren mehr zu erleben. Mein Herz ist jetzt ruhig zum Halten gekommen, still zum Enden. Wenn Meister will, lassen wir's dabei bewenden.“

„Khandhavimuttisamangīdhamma“ wird dieses Werk genannt: Befreiung vom Berg der Khandhā, ohne zu weichen. Es gibt keine Zeichen, keine Spur von Kommen und Gehen. Ein Naturgesetz ist zu sehen, ganz und gar im Wahren, kein Kreisen, kein Weiterreisen mehr zu erfahren.

Damit genug, der Text endet hier. (Wahr oder Trug, kontemplier mit weisem Ergründen, um das

herauszufinden.)

Meister Bhūridatto (Man) heißt der Verfasser aus Wat Saprathumvan.